Und dann war da noch … die 2. Runde der Oberliga

Am Ende der Herbstferien hatten wir den Tabellenführer aus Lübeck zu Gast. Der Absteiger hatte zu Saisonbeginn den Aufsteiger Doppelbauer Kiel mit 6:2 besiegt und hat unter den ersten acht der Rangliste vier starke Jugendliche gemeldet – mittlerweile nicht mehr alle U18, aber immerhin noch U20. An Brett 1 ist mit Sergey Kalinitschew ein erfahrener Großmeister gemeldet, der auch schon in der 2. Bundesliga gegen Diogenes gespielt hat. Gegen uns musste auch die Nr. 12 der Rangliste, der Präsident des Deutschen Schachbundes Ulrich Krause, mitspielen. Leider konnten wir auch nicht in Bestbesetzung antreten und mussten uns kurzfristig sogar auf Farbwechsel einstellen.

Markus war wieder an Brett 1 einsatzbereit und hatte mit Schwarz keine Probleme Ausgleich gegen den Großmeister zu erzielen – remis. Das gleiche Ergebnis gelang auch Holger, der mit Weiß gegen den erfahrenen Ralf Christ spielte. Das dritte schnelle Remis steuerte Oguz bei, der kurzfristig an 8 einspringen musste und dann eine etwas merkwürdige Eröffnungsbehandlung bot. Sein Gegner, der schon genannte „höchste Schachfunktionär“ Deutschlands wollte wohl seinen Vorteil im Zentrum nicht mehr ausbauen – oder vertraute auf die Jugend in seinem Team.

Nach den ersten drei Teilerfolgen gegen an allen Brettern höhereingestufte Gegner folgten die großen Probleme. Leon ließ sich in der Eröffnung in die Defensive drängen und nachdem er seinen schwarzfeldrigen Läufer gegen einen Springer getauscht hatte, ergaben sich Probleme auf den schwarzen Feldern. Sein Qualitätsopfer konnte keine Entlastung bringen und nach der Zeitkontrolle gab er seine Partie auf. Torben nahm ebenfalls als Schwarzer ein strukturelles Defizit für das Läuferpaar hin. Vielleicht hätte er bei erster Gelegenheit in ein ungleichfarbiges Läuferendspiel mit Türmen abwickeln sollen. Als er den zentralen Springer dann wegnahm, konnte Weiß in das Endspiel mit gleichfarbigen Läufern übergehen und stand deutlich besser. Nach einigen weiteren ungenauen Zügen musste Torben aufgeben. Zu diesem Zeitpunkt war der Kampf eigentlich schon gelaufen, denn Fabian verteidigte eine hoffnungslose Stellung, die er sich durch ein schwaches Zentrum eingehandelt hatte.

So spielten beim Stande von 1,5:4,5 nur noch unsere beiden „Senioren“ an Brett 5 und 6 jeweils ein Turmendspiel. – Hat sich das Endspieltraining wenigstens ausgezahlt?

Vor der Auflösung dieser Frage noch ein Blick zurück: Christian und sein Gegner stellten sich schon in der Eröffnung gegenseitig Probleme inklusive Bauernopfer und Öffnung der Königsstellung. Leider nutzte Christian die sich bietende Chance für seine aktive Dame nicht. Nach dem Damentausch stand Weiß wieder besser und Christian musste um das Remis kämpfen. – Der Schreiber dieser Zeilen spielte gegen den frischgebackenen Landesmeister von Schleswig-Holstein, Dirk Lampe. Ein frühes Remisangebot nach elf Zügen wurde noch abgelehnt, doch dann wurde es dynamisch und Schwarz forcierte eine Abwicklung, bei der am Ende ein kleiner Turmzug den materiellen Ausgleich wiederherstellte. Dafür hatte Schwarz seine Struktur ruiniert und konnte zwar einen freien Mehrbauern am Damenflügel erzielen, doch der war schwach und schließlich weg. Das nach dem 40. Zug entstandene Turmendspiel war für Weiß gewonnen – auch wenn am Ende nicht der schnellste Weg zum Ziel realisiert werden konnte. Dagegen musste Christian bei wechselseitig laufenden Bauern noch sehr genau spielen, um am Ende mit blanken Königen den halben Punkt zu erkämpfen.

Am Ende also wieder ein 3:5 (oder auch 1:3) gegen ein Team, das an diesem Tag nicht nur stärker besetzt sondern auch stärker am Brett war – es hätte viel zusammenkommen müssen, um einen Mannschaftspunkt zu erobern.

In Runde 3 am 24.11. spielen wir zum ersten Mal in der Oberliga gegen Diagonale Harburg, die nach der Niederlage im Aufsteigerduell gegen Doppelbauer Kiel die rote Laterne haben. Diesen Zustand möchten wir gern stabilisieren, aber am Ende entscheidet sich der Wettkampf am Brett.

Stefan Gottuk

 

Noch etwas vom Brett:

Poghosyan-Laqua nach 25.Dc5?

Wie kann Schwarz Vorteil erlangen? – Auflösung in der nächsten Tonne oder schon beim nächsten Training!?