Oberliga: ZITTERSIEG!

Am Abend des 6. Dezember 2014 lächelte der Vollmond über dem Dezemberhimmel. Plötzlich zog Nebel auf und der Vollmond war kaum noch zu sehen, Kälte machte sich breit – Vorboten auf eine unheimliche Begegnung?

Am 2. Advent hatten wir die Königsspringer zu Gast im Fahrenkamp. Wir mussten Almar ersetzen und so spielte erstmals Roman an Brett 2. Hinten rückte Holger an das 8. Brett – konnten wir damit die Erwartung der Königsspringer durcheinander bringen?

Die Aufgaben eines Mannschaftsführer sind vielseitig: Kommunikation mit den eigenen Spielern, Ersatzspieler organisieren, die gegnerische Mannschaft einladen, etwas für das adventliche Wohl einkaufen, den Aufbau mitorganisieren, Partieformulare (mit Durchschrift!) suchen, den zweiten Kaffee kochen, die Mannschaftsaufstellung abgeben, den Schiedsrichter bezahlen, am Ende das Spielprotokoll unterschreiben – sollte er auch noch Schach spielen?

Die Geschichte des Zittersieges ist schnell erzählt – könnte auch „Die Leiden des alten G.“ heißen: Es war nicht kalt im Fahrenkamp, aber spannend bis zum Ende und das gab es in dieser Runde nicht schon nach vier, auch nicht nach fünf, sondern erst nach fast sechs Stunden. Den entscheidenden Punkt zum 4,5 erkämpfte sich Christian im Turmendspiel.

Im Gegensatz zur letzten Runde lief es in der vierten Runde und in der vierten Stunde einfach besser für uns: Fabian konnte die Angriffe auf ihn abwehren und kontern, Axel konnte geduldig im Zentrum spielen und Figur und Punkt gewinnen. So lagen wir nach den drei Weiß-Remisen von Roman, Axel und Holger mit 3,5:1,5 vorn.

Es blieben die Partien von Markus, der wie im Vorjahr gegen Frank Lamprecht spielte, sowie von Christian und dem Schreiber dieser Zeilen, dem Mannschaftsführer: Markus hatte ein vorteilhaftes Turmendspiel erreicht, aber mit vier gegen drei Bauern am Königsflügel war die Gewinnführung schwierig, vor allem gegen einen Endspielexperten. Christian hatte ein Schwerfigurenendspiel mit jeweils sieben Bauern, bei dem sein Gegner erst einmal Gewinnideen entwickeln musste. Der Mannschaftsführer verwaltete ein schlechtes Endspiel mit dem einzigen Läufer auf den drei Brettern: Sein Gegner Max Borgmeyer sprang ihn in der Eröffnung mit dem Damenspringer an, um dann beide Springer gegen Turm und Bauer zu geben. Das Figurenspiel hätte sich gut entwickeln können, wenn nicht Prophylaxe nur schwer zu schreiben, sondern auch umzusetzen wäre. Einfacher gesprochen: Nicht aufgepasst, Figur weg. Mit Läufer und starkem Zentrum gegen den Turm sah es durchaus noch chancenreich aus, aber eine Schachabwicklung zum 40. Zug löste das starke Zentrum auf.

So begann die fünfte Stunde mit beruhigendem Vorsprung und der Gewissheit, dass vom Mannschaftsführer nicht viel erwartet darf. – Die Gewinnbemühungen von Markus wurden nicht belohnt, remis und der erst Mannschaftspunkt. Bei Christian ging ein Bauer verloren, sollte es bei einem Mannschaftspunkt bleiben? – Während Max mit Turm und zwei Bauern gegen Läufer und zwei Bauern die Dominanz des Turmes demonstrierte (!) mussten wir uns Sorgen um Christian machen. Doch Christian aktivierte seinen a-Freibauern und erzwang damit die Punkteteilung, so dass auch Max mit einem einfachen Schlusszug seinen Punkt sichern konnte.

Dem Mannschaftsführer blieb noch die Unterschrift unter einen 4,5-Sieg – darauf haben wir gegen Königsspringer auch viele Jahre warten müssen.

In der Oberliga hat St. Pauli Spaß an der Tabellenführung gefunden und Kiel mit 6:2 verhauen – da sind wir ja noch gut weggekommen … – Auch Schachfreunde weiß wieder wie sich ein Sieg anfühlt: Agon Neumünster wurde mit 2,5 Punkten wieder nach Hause geschickt. Auch HSK gewinnt 5,5:2,5 gegen Schwerin 2, nur Preetz bleibt mit 5:3 gegen SKJE in dem sonst üblichen Rahmen der „knappen Siege“.

Im neuen Jahr fahren wir nach Neumünster mit dem Ziel, den Aufwärtstrend fortzusetzen.

 
Der Mannschaftsführer

P.S.: Berichterstattung gehört gelegentlich auch noch zu den Aufgaben eines MF.