Als „historische Niederlage“ bezeichnete Matthias Hermann das, was sich am 24.11.2013 in den Räumen des Heinrich Bauer Verlags zwischen Schachfreunde Hamburg und dem SC Diogenes abspielte. Matthias weiß dies nicht nur, weil er fast alle Duelle zwischen diesen Teams selbst miterlebt hat, sondern auch weil er die große Übersicht über alle Wettkämpfe seiner Mannschaft seit den 80er Jahren hat. Da tauchte der SC Diogenes erstmals Mitte der 80er Jahre in der Landesliga gegen die Schachfreunde auf. – Wie so oft gab es damals ein 4:4. In der Oberliga gab es ein solches Unentschieden fünfmal, weitere achtmal ging der Kampf mit einem knappen Sieg für ein Team über die Bühne. – Am 24.11.2013 endete der Kampf mit 6,5:1,5 für den SC Diogenes.
Schon am Freitag vorher erschien das gute Omen in der ARD als innerhalb von einer Stunde nicht nur von Diogenes 1, sondern auch vom neuen Schachweltmeister Magnus Carlsen berichtet wurde. – Es war die „Themenwoche Glück“ und auch wenn sich Dieter Nuhr in seinem Beitrag nicht auf unser Spiel bezogen hat, schien schon die bloße Erwähnung in einer Sendung zum Thema Glück das gute Omen zu sein.
Ist es Glück, wenn der Gegner nur zu siebt an den Brettern sitzt? – Nein, es ist für alle Beteiligten ärgerlich, denn sicherlich wollte Holger den Sonntag zum Schachspielen nutzen und nicht, um nur den Punkt zu holen. Besonders ärgerlich, da Martin Zimmermann nach der halben Stunde Karenzzeit noch am Spielort erschienen ist. – War das der Knackpunkt des Kampfes? – Mit den weißen Steinen hatten wir schon in der zweiten Runde 3,5 Punkte geholt, Holger war mit 2 aus 2 gut in die Saison gestartet. Sicherlich hätte Holger auch wieder auf Gewinn gespielt. – So wie es unsere drei Weiß-Spieler Markus, Martin und Roman taten.
Haben die anderen sieben Schachfreunde ihre Stellungen überzogen? – Schwer zu sagen, denn zu welchem Zeitpunkt soll das „Überziehen“ fest gemacht werden? – Wenn der Kampf eng wird? – Eng war der Kampf nie richtig! Sicherlich gab es in einzelnen Partien kritische Momente, aber insgesamt konnten wir mit gutem Gefühl die Partien betrachten:
Markus wollte gewinnen und konnte seinen Gegner Dusan Nedic auch in der Eröffnung unter Druck setzen. Martin schnürte seinen Gegner Christian Zacharias ein und konnte mit seinen Figuren Dominanz ausstrahlen – trotz Verlagsposter mit Modern Talking und Dieter Bohlen neben dem Brett. Roman schien mit den weißen Steinen gegen Matthias Hermann die größten Probleme zu haben. Es gab viel zu rechnen bei diversen Schlagbeziehungen und ihm lief auch ein bisschen die Zeit weg. Doch mit 2 aus 2 war auch der Siegeswille groß.
Und unsere Schwarzspieler Almar (gegen Jan-Paul Ritscher), Fabian (gegen den erstmalig in dieser Saison eingesetzten Marco Jaeckle), Tsung (gegen Jürgen Dietz) und Stefan (gegen Knut Seidel) versuchten erst einmal in „ihren Eröffnungen“ solide Stellungen zu erreichen. Besonders Tsung musste nach 1.f4 kreativ dagegen halten und verbrauchte dafür viel Zeit – ein Zeitnotduell der besonderen Güte bahnte sich an.
Nach gut drei Stunden begann die reiche Ernte: Markus konnte seine Druckstellung mit taktischer Feinheit zum Ende bringen. Stefan konnte die ungenauen Züge seines Gegners zum klaren Vorteil nutzen. Martin konnte sein zwischenzeitliches Figurenopfer mit Renditeertrag zum 4:0 ausbauen. Das war schon ziemlich brutal – vor der eigentlichen Zeitkontrolle. Tsung war wieder in einem Endspiel angelangt und durfte den Mannschaftssieg sichern.
Die anderen drei spielten noch munter weiter: Roman hatte Dame und Läuferpaar mit starkem d6-Freibauern gegen Dame, Turm und schwachem Läufer. Vor der Zeitkontrolle verpasste sein Gegner die Aktivierung der eigenen Figuren, so dass Roman schließlich den dritten Sieg in Folge erzielen konnte. Almar gelang es, sich einen Mehrbauern zu erarbeiten, der schließlich zum Sieg führte – Zwischenstand 6,5:0,5. Nur Fabian spielte noch, doch leider konnte er seine sicher erscheinende Stellung nach Druckspiel am Damenflügel nicht gut zusammenhalten, so dass er seinen Springer für Damenflügelbauern geben musste. Das Endspiel mit Dame und vier Königsflügelbauern gegen Dame, Springer und drei Königsflügelbauern konnte er nicht mehr halten. – Das änderte nichts mehr an dem „historischen Sieg“ für uns gegen die Schachfreunde, die schon in der 2. Runde gegen den HSK diese schmerzliche 1,5:6,5-Erfahrung machen mussten. Ich hoffe, dass damit für die Schachfreunde der negative Ergebnisbereich abgedeckt ist und es in der nächsten Runde wieder besser läuft.
Besser läuft es mittlerweile auch für den Ligafavoriten Preetz, der sich mit einem 8:0-Sieg gegen St.Pauli (wie konnte das passieren? – Maik Richter versucht in seinem Bericht auf der St.Pauli-Homepage eine Erklärung zu geben) von Platz 10 auf Platz 4 der Tabelle katapultieren konnte (Preetz ist damit Aufsteiger der Woche!). Auch die Schachfreunde Schwerin spielten mit der bisher besten Aufstellung und fegten Turm Kiel mit 6,5:1,5 weg. – Nur die Königsspringer konnten die gute Form der ersten beiden Runden nicht konservieren und verloren in Lübeck mit 2,5:5,5. Bleibt noch der HSK, der ersatzgeschwächt in Pinneberg mit 3,5:4,5 verlor und damit Pinneberg Auftrieb im Kampf um den Klassenerhalt (oder den Wiederaufstieg?) gegeben hat.
Wir dürfen uns weiterhin die Tabelle ausschneiden, aber die Saison ist noch nicht zu Ende und…
Unser nächster Kampf wird am 15.12. ab 11 Uhr im Fahrenkamp gegen die „angeschlagenen“ Königsspringer ausgetragen. – Endlich einmal wieder ein Heimkampf gegen Königsspringer! Die letzten Kämpfe gegen Königsspringer waren allerdings nicht so ertragreich – vielleicht können wir daran ja einmal etwas ändern!? Zusehen lohnt sich auf jeden Fall!