Oberliga – mal sachlich schachlich betrachtet

Zwei Runden sind in der Oberliga Nord erst gespielt, aber nur ein Team hat in der Nordstaffel auch beide Runden gewonnen. Der Aufstiegsfavorit findet sich am Tabellenende wieder. Alle Aufsteiger haben schon einen doppelten Punktgewinn erzielen können. – Die Liga ist in diesem Jahr so ausgeglichen, dass alles passieren kann. Bis zum Ende der Saison kann die Tabelle noch einmal umgedreht werden!

Wer hätte in der letzten Saison gedacht, dass SKJE als Aufsteiger den erneuten Aufstieg schaffen kann? Erst die letzte Partie der letzten Runde brachte die Entscheidung. – In der Saison 2011/12 war Aufsteiger Pinneberg nach sechs Runden mit sechs Punkten noch auf Platz 6. Drei Siege in Folge ermöglichten den Aufstieg mit 12 Punkten – auch damit hatte damals niemand (?) gerechnet. Wer steht in dieser Saison am Ende auf Platz 1?

Für uns ist noch „alles“ möglich. Mit vier Mannschaftspunkten steigen wir sicherlich ab! Wir können uns freuen, dass wir endlich einmal wieder die ersten beiden Runden gewonnen haben – wie zuletzt vor 13 Jahren. Damals ist der Lübecker SV 2 aufgestiegen. Nach dem klaren Sieg gegen Preetz in dieser Saison hat der Aufsteiger sicherlich Selbstbewusstsein getankt und will den Kontakt nach oben halten – falls die erste Mannschaft aus Lübeck sich nicht in der 2. Liga halten kann, wäre sogar ein „Aufstieg“ möglich! – Der Auftrag nach Lübeck ist klar: Die 2. Liga halten!

Am letzten Sonntag konnten wir uns auf den 64 Feldern gegen den Tabellenführer Lübeck 2 durchsetzen. Ganz anders als noch beim letzten Aufeinandertreffen im Abstiegskampf der Saison 2011/12 gab es jetzt nicht zahlreiche schnelle „Angstremis“. Es wurde gearbeitet und das Feld beackert, auf beiden Seiten: Bauern verspeist, verteidigt, zurückgegeben; Figuren gegen Türme getauscht oder zwangsläufig gegeben. – Das erste Ergebnis war allerdings doch eine Punkteteilung: Fabian hatte mit den schwarzen Steinen gegen Prof. Dr. Sieg keine Perspektive gesehen. Der Marburger Historiker gehört sicherlich zu den Lübeckern mit den meisten Duellen gegen den jungen SC Diogenes. Die jüngsten Lübecker, die Brüder Martin und Kevin Kololli, waren zum ersten Mal in der Oberliga gegen Diogenes im Einsatz und sie zeigten, dass sie in diese Liga gehören und die Talente derzeit eindeutig aus Lübeck kommen! Sie boten zwei interessante Partien mit anspruchsvoller Materialverteilung. Während sich Roman schließlich mit Läufer und zahlreichen Bauern gegen den Turm von Kevin durchsetzen konnte, blieb Stefan mit Turm und Bauer(n) gegen zwei Springer von Martin am Ende nur eine Punkteteilung, die zwischendurch am seidenen Faden hing. Die Punkte wurden auch an den anderen ungeraden Brettern geteilt: Markus konnte aus dem Mittelspiel das gegnerische Läuferpaar in ein Endspiel „schlechter Läufer gegen guter Springer“ transformieren, aber der Übergang in ein Bauernendspiel war dann remis. Auch Tsung hatte den guten Springer und sein Gegenüber den schwachen Läufer und einen Doppelbauern. Doch Tsung wählte vor dem 40. Zug den falschen Plan, so dass nach der Zeitkontrolle bei genauer Betrachtung nichts mehr drin war – es war das Remis zum 5:2. Unsere Weiß-Spieler haben in der 2. Runde den Unterschied gemacht: Neben Roman konnte auch Holger seinen zweiten Punkt einfahren. Durch druckvolles Spiel konnte er „irgendwie“ einen Bauern gewinnen und seinen Vorteil weiter ausbauen bis zum Sieg im Turmendspiel. Dagegen war die Partie bei Almar ganz plötzlich nach Dxf7+ zu Ende. Das taktische Ende einer schwierigen Partie mit wechselseitigem Bauernplus und interessanten Figurenmannövern. Nur Axel konnte mit den weißen Steinen keinen Vorteil herausarbeiten, sein Gegner verteidigte sich solide und sicherte den halben Punkt.

 

Da steht sie nun unsere Tabellenführung mit vier Mannschafts- und elf Brettpunkten. Eine schöne Momentaufnahme, mehr nicht. Schon am 24.11. warten in der Burchardstraße 11 die Schachfreunde auf uns – das Nachbarschaftsduell zieht aus dem Stadtteil aus. Wie immer wird es ein knapper Wettkampf werden. Ich erwarte Zeitnotschlachten – zusehen lohnt sich!