Schon Ende September hat die neue Oberliga-Saison begonnen. Nach der letzten Saison befinden sich mit Norderstedt und Lübeck zwei Absteiger aus der 2. Bundesliga im Duell mit Schwerin um den einen Aufstiegsplatz. Doch Schwerin kann bis zu fünf Großmeister einsetzen und ist daher Favorit des „Liga-Orakels“. Bei diesem stehen wir in dieser Saison auf Platz 8 vor den beiden Aufsteigern Diagonale Harburg und Doppelbauer Kiel, die erstmals in der Oberliga spielen. Doch wir wissen aus der letzten Saison, als wir zu Beginn auf Platz 9 des Orakels lagen, dass auch ein Orakel keine sicheren Vorhersagen machen kann. So gilt es also die Punkte auf dem Brett zu holen!
Unser traditionelles Auftaktmatch ist gegen HSK 3. In den letzten sechs Jahren gab es dieses Duell fünfmal, zuletzt zweimal mit einem 4:4. Nach langer Schachpause spielten Almar und Holger wieder einmal in der Oberliga und damit zwei Spieler, die beim 5,5-Auftaktsieg gegen den HSK vor sechs Jahren dabei waren. Doch leider mussten wir die Absagen von Markus, Axel und Roman verkraften, die damals 2,5 Punkte zum Sieg beisteuerten. So musste der Schreiber dieser Zeilen, eigentlich an 9 gemeldet, um auch einmal Non-Playing-Captain zu sein, an das 6. Brett aufrücken – so wird das nichts mit dem Einsatz in der Stadtliga.
Der HSK spielte ebenfalls nicht in Bestbesetzung, war jedoch vom Papier her leichter Favorit. Die Eröffnungsphase war gleich interessant, denn in zwei unserer Schwarzpartien wurden uns Bauern angeboten. Während ich selbst damit gerechnet habe und daher erst einmal zugreifen konnte, wollte Christian Kalla am 8. Brett der Sache nicht trauen – schade eigentlich, denn die Hauptvarianten sehen anders aus und der Rechner schlägt einfach zu und sieht Schwarz im Vorteil. In unseren anderen beiden Schwarzpartien lief es ebenfalls unterschiedlich: Holger versäumte es an Brett 4 seinen schwarzfeldrigen Läufer zu tauschen und litt danach unter seinen Felderschwächen und dem schwachen schwarzfeldrigen Läufer. Almar dagegen kam gewohnt sicher aus der Eröffnung und da sein Gegner auch nicht mehr wollte, kam es folgerichtig zum Remis. Holger und auch Christian mussten dagegen ihren Gegner*innen zum Sieg gratulieren.
Unsere Weißpartien waren etwas ruhiger angelegt. Ausgerechnet unser „Remiskönig“ der Oberliga Christian Laqua – im letzten Jahr bei 7 aus 7 mit Topquote und insgesamt mit 90 Punkteteilungen in 166 Partien – erwischte irgendwie einen gebrauchten Tag. Sein Gegner riskierte den Dameneinschlag auf b2, was angesichts des unterentwickelten weißen Königsflügels gut möglich war. Christian reagierte statt mit sofortigem Damentausch und Chance auf leichten Vorteil zu verhalten. Als er später den Damentausch spielte, stellte er seinen König und die Figuren so ungünstig auf, dass plötzlich Material verloren ging. Auch bei Leon an Brett 7 war die Phase um den Damentausch richtungsweisend. Als sein Gegner mit c5 die Öffnung der Stellung verhinderte, spielte Leon am Königsflügel jedoch ohne gute Ziele und dann war sein Raumvorteil im Zentrum zu wenig. Am Ende führte eine Zugwiederholung zur Punkteteilung – die Rechenmaschine sieht dabei sogar noch Chancen für Weiß. In eine Zugwiederholung willigte auch der Schreiber dieser Zeilen ein als er erkennen musste, dass Turm und Springer seines Gegners so dominant sind, dass weitere Gewinnversuche mit dem doppelten Mehrbauern auf der e-Linie schnell nach hinten losgehen können, z.B. im Turmendspiel. Schade, auch in dieser Partie war die Entscheidung zum Damentausch eine entscheidende Phase, nach der Schwarz aufgrund der Passivität seiner eigenen Figuren zu wenig aus den gebotenen Chancen machte.
Unseren einzigen Sieg konnte Fabian an Brett 1 erzielen. In einer Variante, die beide Spieler schon vor zwei Jahren auf dem Brett hatten, spielte Schwarz kurzzeitig zu sorglos und Fabian kam nach 28 Zügen zu Vorteil, den er nicht mehr aus der Hand gab. Die letzte Partie des Wettkampfs spielte Torben, der beim Stand von 2,5:4,5 ein Endspiel mit Dame und Springer verteidigen musste. Sein Gegner wollte gewinnen und versuchte einiges, was am Ende nach knapp sechs Stunden fast noch schief gegangen wäre, wenn Torben noch aggressiv gespielt hätte. Mit dem Remis steht ein 3:5 zu Buche und wir befinden uns mit Schachfreunde und Königsspringer, die gegen Schwerin und Norderstedt verloren haben, auf Platz 6 bis 8. Das realistische Saisonziel liegt in der Verteidigung von Platz 6, den wir aktuell aufgrund der Berliner Wertung haben. In Runde 2 am 20.10. haben wir den Tabellenführer Lübecker SV zu Gast, der mit 6:2 gegen Doppelbauer Kiel gewinnen konnte.
Zum Abschluss noch ein Diagramm:
Hartmut Zieher hatte zuletzt mit 25…Lf3xd5 einen weißen Bauern entfernt.
Welche Möglichkeit für aktives Spiel hat Weiß noch?
Vielleicht gibt es dazu etwas in der nächsten Tonne!?
Die aktuelle Tonne ist seit dem 23.09. erhältlich!