DSAM – Alles auf Anfang

Am letzten Wochenende spielte ich wieder einmal ein Qualifikationsturnier für die Deutsche Schach Amateurmeisterschaft mit – unter deutlich veränderten Vorzeichen.

Nachdem die Turnierserie im Jahre 2001 anlässlich des 125. Geburtstags des Deutschen Schachbunds mit 5 Vorturnieren und 5 Gruppen gestartet wurde, stieg die Beliebtheit der Serie von Jahr zu Jahr, so dass 2006 auf 6 Vorturniere und 6 Gruppen umgestellt wurde. Da auch mit diesem Format die Turniere immer voller wurden, gab es zu dieser Saison diverse Änderungen:

  • ab sofort gibt es 7 Wertungsgruppen und entsprechend 7 Vorturniere.
  • waren die Wertungsgruppen bislang immer in einem Ratingbereich von 200 Punkten eingeteilt, so umfassen die (bislang größten) Gruppen C und D jetzt nur noch 150 Punkte
  • da viele Teilnehmer in den unteren Gruppen nur diese Turnierserie mit ELO-Auswertung spielen, erhält man mit 2-3 Turnieren schnell eine ELO-Zahl, die teilweise weit über 100 Punkte von der ELO-Zahl abweicht. Mit einem guten Turnier in Niedernhausen und einem üblich schlechten Clubturnier wäre es durchaus möglich gewesen, dass ich von der ELO-Zahl in die B- und von der DWZ in die D-Gruppe rutschen würde. Seit dieser Saison kann man sich vor Serienbeginn entscheiden, ob man für die Gruppeneinteilung seine ELO oder DWZ verwenden möchte.
  • Und die auffälligste Änderung: Aufgrund des neuen Mottos „Sieben hoch Drei“ wurde die Turniermusik von „One night in Bangkok“ auf die Titelmusik des Films „Die glorreichen Sieben“ umgestellt.

Kommen wir endlich zum ersten Turnier. Niedernhausen hatte bislang dreimal die Endrunde ausgerichtet, nun sprang das Hotel für den traditionellen Spielort Bad Soden ein – mal sehen, ob das dauerhaft so bleibt. Niedernhausen liegt direkt an der A3 in der Nähe von Wiesbaden, das Hotel ist schön, für Bahnfahrer allerdings relativ schlecht zu erreichen (35 min Fußweg vom Bahnhof). Ich entschied mich, aufgrund meiner DWZ von der C- in die D-Gruppe abzusteigen und war dort an 1 gesetzt. Und die ersten beiden Runden liefen, gegen etwas ältere Gegner, erschreckend einfach. In beiden Fällen fühlte ich mich nach der Eröffnung erstaunlich wohl und konnte 2 ungefährdete Siege einfahren. Sollte sich der freiwillige Abstieg auszahlen?

Leider folgte dann der Samstag, wo ich morgens üblich schlecht mit Schwarz aus der Eröffnung kam. Als ich dann einen isolierten e-Doppelbauern, mein Gegner dafür die d-Linie bekam, sah es schon schlecht aus. Ich dachte zwar, dass ich den gegnerischen Läufer mit einer netten Abwicklung gegen einen Bauern fangen konnte, übersah aber im 5. Zug der Kombination einen gegnerischen Zug und meine Stellung war völlig kaputt.

D.h., ich musste, zurück gefallen an Brett 5, die 4. Runde unbedingt mit Weiß gewinnen – und traf auf einen Magdeburger Nachwuchsspieler, der 2017 bei der Deutschen U12-Meisterschaft gespielt hat und mit diesem Turnier dann auch an meiner DWZ vorbei gezogen ist – ich hasse solche Gegner. Die Partie verlief dann durchaus spannend, ich übersah eine Feinheit und geriet dann etwas unter Druck, allerdings musste ich dann relativ lange bei fast jedem Zuge verschiedene verführerische eigene Kontermöglichkeiten durchrechnen, so dass irgendwann die Zeit knapp wurde und ich eine schön aussehende Kontermöglichkeit nicht ausreichend berechnete. Es endete in einem Turmendspiel mit jeweils 4 Bauern auf e bis h, allerdings hatte mein Gegner noch einen weiteren Bauern auf b.  eigentlich war das für mich schwer zu verteidigen, aber auch hier musste man genau rechnen, ob ich vielleicht durch ein doppeltes Bauernopfer meinen Randbauern umwandeln könnte. Leider fehlte dafür immer ein Tempo und ich verlor erneut.

Der Sonntag war dann nicht mehr wirklich relevant, und mein Gegner experimentierte mit einer für ihn relativ neuen Eröffnung, die allerdings mMn bereits im 5. Zug ungenau war, was ihm dann im 11. Zug bereits eine Figur und damit auch die Partie kostete. 3/5 und nur Platz 17 – allerdings vollbrachte ich das eher seltene Kunststück, genau meine DWZ auch als Turnierleistung zu spielen.

Fazit: Auch in der D-Gruppe drohen (gerade kurz vor Halloween) Monster-Kinder.