Geschenke in Eiseskälte

Wer Roland Emmerichs Film ‚The Day after Tomorrow‘ gesehen hat weiß, dass durch die Klimaerwärmung das Grönland-Eis abschmilzt, der Salzgehalt im Nordatlantik abnimmt, der Golfstrom versiegt und daraufhin Europa und die USA in eine neue Eiszeit kommen. Das das realistisch ist, erleben wir gerade tagtäglich. Leider scheint sich das bis Neumünster nicht herumgesprochen zu haben, denn in dem dortigen Spiellokal ging nur eine spärliche Fussbodenheizung an. Angesichts dieser Tatsache wollten wir uns grausamst rächen:

Meine Wenigkeit kam mit Weiss in einem angenommenen Damengambit mit dem Läuferpaar mit etwas besserer Stellung aus der Eröffnung heraus und es entwickelte sich ein taktisches Endspiel, was schliesslich in ein etwas besseres Turnendspiel für mich mündete. Leider gelang es mir nicht, es zu gewinnen. Fritz war aber auch der Meinung, dass mein Vorteil nur minimalst war. Trotzdem ärgerte ich mich, weil mein Gegner in der nachfolgenden Analyse nicht gerade vor Endspielwissen trotzte. Es gab halt viel zu berechnen und das konnte er.

Tsungs Eröffnung war eine Frechheit. Der Gegner zog den sehr ungewöhnlichen Zug 1.c4, worauf Tsung überlegte. Nach 1..Sf6 zog der Gegner den sehr ungewöhnlichen Zug 2.Sc3, woraufhin Tsung noch mal überlegte. Schon nach 5 Zügen in der Hauptvariante war Tsung aus der Theorie draussen, gab das Läuferpaar ab, hatte einen Doppelbauern und der Gegner eine strategische Gewinnstellung. Die verdichtete er immer weiter, bis er kurz vor der Zeitkontrolle billigst 2-zügig einen Läufer einstellte. Er fluchte lautstark und Tsung konnte schmeichelhaft gewinnen. Tsung hat ja schon öfter in Zeitknappheit eine schlechte Stellung umgebogen, aber das hier war reines Glück, was Tsung auch selber zugab. Ihm wird’s recht sein, der FM-Titel dürfte ihm nicht mehr zu nehmen sein.

Axel hingegen stand gleich nach der Eröffnung auf Gewinn, weil der Gegner mehr Felderschwächen hatte als Achim Unterhosen. Trotzdem muss man so eine Stellung erst mal gewinnen, was Axel mit sehr schönen kraftvollen Zügen auch gelungen ist. Eine ganz starke Vorstellung!
Roman hatte ein Endspiel mit klarem Minusbauern. Es wurde dann aber komplizierter und aufgrund der fehlenden Heizung wurde uns auch dieser Punkt dankeswerter Weise geschenkt.

Dirk spielt seit langer Zeit mal wieder 1.e4, kam aber in den Königsindischen Angriff. Der Gegner misshandelte die Stellung und Dirk konnte bald einen Bauern gewinnen.. Leider gab er in Zeitnot den Vorteil wieder ab und remisierte lediglich.
Fabian hatte die ganze Partie über Vorteil, aber irgendwie reichte es dann am Ende doch nicht trotz besserem Endspiel. Remis.
Stefan, der netterweise seine erste Partei spielte, zog nach 1.e4 c5 nicht seine Lieblingszüge 2.Sa3 oder 2.Dh5, sondern 2.c3, was er schon spielt seit die Amis auf dem Mond gelandet sind. In einer scharfen Varainte kannte der Gegner die Theorie nicht und fand sich nach der Eröffnung mit Minusfigur und kaum vorhandener Kompensation wieder. Stefan konnte klar gewinnen und darf gerne wiederkommen!
Christian kam mit Aljechin gleich mit Vorteil aus der Eröffnung heraus und lehnte sogar ein Remisangebot ab! Ja, ist wirklich wahr! Christian Laqua, geborener Laqua, lehnte ein Remisangebot ab. Das war auch ganz gut so, denn er konnte daraufhin gewinnen.

Insgesamt ein Hammerresultat von 6,5:1,5, welches uns auf den 3. Platz vorschieben liess mit 1 Mannschaftspunkt Abstand und mehreren Brettpunkten Vorsprung vor den Verfolgern. Nächster Kampf ist in 2 Wochen Zuhause gegen den Vorletzten Schwerin, wo wir den Sack zumachen können. Wer sehen möchte, wie ich mich mit Schwarz gegen GM Danielsen quäle, ist schmerzlich willkommen.