Deutsche Amateurmeisterschaft – der Präsi ist dabei

Letztes Wochenende reiste ich mal wieder nach Brühl, um mich vor dem Karneval für die Endrunde des Ramada-Cups zu qualifizieren.
Und es begann erwartet anstrengend. An Weiberfastnacht ist der Kölner Hauptbahnhof ein seltsames Erlebnis, und die Bahn fährt auch sehr verzögert. Nach der späten Ankunft gab es dann die positive Überraschung, als an 2 gesetzter dennoch mit Weiß zu starten. Nach längeren Kneten konnte ich den Vorteil des gegnerischen Isolanis ausnutzen.
In Runde 2 musste ich mich gegen einen einheimischen 12-jährigen auseinandersetzen (der letztlich 3,5/5 holte), und irgendwie stand ich ganz lange nicht gut. Allerdings konnte ich seinen Angriff am Damenflügel abwehren und dann gaaanz langsam auf den Königsflügel umgruppieren. Hier zahlte sich die bessere Kondition aus, allerdings hätte ich das Ganze fast noch weggeworfen, aber mein Gegner wählte anstelle des  +1,4-Zuges den -1,4-Zug, so dass ich im Endspiel mit D gegen T+S (plus je 4 Bauern) endete und letztlich gewann.
Runde 3 endete mit Hilfe von Jürgen Kohlstädt. Mein Gegner war ein lokaler Jugendtrainer, der bislang erstaunlich stark spielte. Plötzlich kam Jürgen ans Brett und verkündete meinen Sieg. Der Grund: mein Gegner wurde während der Partie im Nebenraum beim Analysieren erwischt wurde. Meines Wissens ging es um die Partie seines Sohns, aber wohl ein Regelverstoß und somit 3/3.
Runde 4 bescherte mir einen nominell stärkeren Gegner, und da nur 3 Spieler ohne Verlustpunkt waren, alle 3 schon 2 Weißpartien hatten und ich mit Schwarz gegen den stärksten Verfolger gelost wurde, entschied ich mich, zu Gunsten der Sky Bundesligakonferenz (was im Nachhinein eine dumme Idee war) ein Remis anzubieten. Das Angebot schlug fehl, aber nach 11 Zügen wusste mein Gegner mit der Stellung wenig anzufangen und bot es seinerseits. Dies reichte dafür, nach Runde 4 auf Platz 1 mit einer guten Buchholz zu stehen, es gab aber 5 Punktgleiche und 7 Verfolger mit einem halben Punkt Rückstand. D.h., ein Sieg hieße sicher Platz 1, ein Remis reichte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit für die Endrunden-Qualifikation, eine Niederlage könnte aber zu wenig sein.
So kam es am Sonntag zu einer Partie, die auch viel an den Nebenbrettern stattfand. Ich fand den gegnerischen Aufbau etwas passiv, aber Fritz sah das anders. Zumindest aber brauchte mein Gegner viel Zeit, und die Stellung beinhaltete meinerseits einiges an taktischen Drohungen. Als dann ein paar andere Partien beendet bzw. vorentschieden waren, bot ich im 21. Zug (gegneische Bedenkkzeit waren noch 11 min + 30 sec pro Zug) in minimal besserer Stellung Remis – was mein Gegner nach längerer Überlegung auch annahm. Dies reichte mir für Platz 2 und meinem Gegner für Platz 4 – also alles richtig gemacht. Am Ende zeigte sich, dass auch eine Niederlage dank der besten Buchholz für Platz 6 (und damit die Endrunde) gerreicht hätte, aber da hätte noch viel anders laufen können.
Erstaunlich auch, dass ich von 18 (von 84) ELO-losen Teilnehmern 4 erwischt habe. Aber egal – am Fronleichnam-Wochenende geht es zur Endrunde nach Wiesbaden – diesmal vermutlich als einziger Diogenese.