Hamburger Einzelmeisterschaft 2019: SC Diogenes mit Erfolg

Am 16. Juni wurden die Hamburger Einzelmeisterschaft 2019 sowie die Hamburger Einzelturniere (HET) beendet.
Der SC Diogenes hatte in diesem Jahr zwei Teilnehmer: Leon Apitzsch und Stefan Haack.

Hamburger Einzelmeister wurde Jakob Pfreundt (SC Königsspringer), der die Meisterklasse dominierte und mit 1,5 Punkten Vorsprung beeindruckende 8 Punkte aus 9 Partien erzielte – herzlichen Glückwunsch!

Stefan gewann sechs seiner sieben Partien und wurde mit 6,5 Punkten nur aufgrund der Buchholzwertung „Vizemeister“ in der A-Klasse der HET. Seine Partien zeigten Angriffsschach und nur in der 3. Runde musste er eine kritische Phase überstehen und gewann erst nach langem Kampf und doppelter Bauernumwandlung. In der vierten Runde verpasste er seine Chancen gegen den späteren Sieger Elias Mandelkow (HSK) kurz vor der Zeitkontrolle und spielte remis. Mit der besten Performance seiner Gruppe von 2157 bleibt neben dem „Vizetitel“ auch noch ein DWZ-Plus von 51 – zu dieser Leistung herzlichen Glückwunsch!

Leon spielte in der Meisterklasse mit und wollte dabei an seine guten Leistungen in der Oberliga anknüpfen. Auch wenn er in der letzten Runde an Tisch 1 gegen den alten und neuen Hamburger Meister Jakob Pfreundt  spielen durfte, wird er mit diesem Turnier nicht zufrieden sein können. Am Ende blieb mit 4 Punkten (gespielt 3 aus 8) Platz 11, immerhin besser als der Setzlistenplatz, aber unterhalb der DWZ-Erwartung.

Noch ein paar schachliche Leckerbissen vom kalten Buffet:

In der dritten Runde der Meisterklasse entstand nach einer „kleinen Schlägerei“ in Lohse – Apitzsch die folgende Stellung:

Schwarz hat zuletzt auf h2 einen Bauern geschlagen und hat nun eine Drohung auf der 1. Reihe.
a) Wie sollte Weiß am besten fortsetzen?
b) Was hat Weiß bei seinem Zug 20.Se2 nicht bedacht?

In der sechsten Runde der A-Klasse gab es an Tisch 1 die folgende Angriffspartie in Haack – Ristic:

Stellung nach 21…cxd4

Stefan entschloss sich nun zum Springeropfer: 22.Sxg6 hxg6
[Der Versuch mit 22…Te8 Material zu retten, kann den Angriff auch nicht stoppen und zeigt wunderschöne Angriffsmuster: 23.Dh3 h6 24.Sf3 Kh7 25.Dh5 – wie will sich Schwarz verteidigen? – Zum Beispiel 25…Dxc4 (sogar 25…Dc6 kann Weiß nicht stoppen: 26.Lxh6! Dxg6 27.Sg5+ Dxg5 28.Lxg5 gewinnt Material bei weiterhin akutem Mattangriff – die Annahme des Läuferopfers mit 26…Lxh6 27.Sg5+ Kg7 zeigt ein typisches Gewinnmanöver: 28.e6! greift an, räumt das Feld e5 für den Springer und auch die Türme auf der f-Linie dürfen am Mattangriff teilhaben:
Analysediagramm nach 28.e6!

Z.B. 28…Lxg5 29.Dxg5 Dxe6 30.Se5+! Kf8 31.Txf5+ Dxf5 32.Txf5+ Lxf5 33.Dxf5+ nebst Matt durch Dame und Springer!) 26.Lxh6! Lxh6 27.Sg5+ Kg7 28.Sf4! Der schwarze König ist den weißen Angreifer schutzlos ausgeliefert! Das Feld g6 kann nicht mehr von Schwarz kontrolliert werden und auch ein Tausch von Angreifern hilft nicht, z.B. 28…Lxg5 29.Dxg5 Kf8 30.Dh6+ Kg8 31.Tf3 und mit dem Turm wird das Mattnetz zugezogen!]

23.Dh3 Td8 24.Dh7+ Kf8 25.Dxg6 – es droht Matt auf f7. Nach 25…Le8 26.Se6+ muss Schwarz die Dame geben, also versucht er den Gegenangriff 25…Dxc4 26.e6 [Welcher 26.Zug setzt noch schneller Matt?] 26…Le8 27.Dxf5+ Lf6 28.Sh7+ [28.Dh7!] 28…Kg7 29.Sxf6 [29.Sf8! Kxf8 30.Dh7!] 29…exf6 30.Tf3 [30.Le5!] 30…Lf7 31.Lh6+ 1-0
Eine schöne Angriffspartie mit vielen verborgenen taktischen Feinheiten!

In der vierten Runde kam es in der Partie Haack – Mandelkow zum Duell der späteren Sieger. Dabei hatte Stefan Vorteil, den er mit dem 40. Zug aus der Hand gab:

Stellung nach 37…Sc8

a) Was ist der beste weiße Zug in dieser Stellung? – Die Partiefortsetzung 38.Txc8+ Txc8 39.e7 Te2 gibt noch immer eine Chance den Vorteil zu behaupten:

b) Was sollte Weiß im 40. Zug spielen? – Nach 40.Ta1+ Kb8 41.Sd6 Txe7 42.Sxc8 Kxc8 43.Ta8+ endete die Partie remis.

Alle Lösungen zu den hier gestellten Fragen sind in der nächsten Tonne nachzulesen – Erscheinungszeitpunkt wie in den letzten Jahren: nach den Sommerferien!