Dio I – Klare Niederlage und ein Kuriosum

Gestern spielten wir auswärts bei den Schachfreunden Hamburg.

Die Schachfreunde spielten mit 1-8, wir mussten wie leider schon häufiger auf Almar und Axel verzichten, dafür spielten Kai und Leon. Auf dem Papier machte uns das an jedem Brett zum Außenseiter.

Als Kooperationsvereine, die seit ein paar Jahren eine gemeinsame Vereinsmeisterschaft bei den Schachfreunden veranstalten, während in der Jugend die Schachfreunde bei uns mitspielen um an Jugendkämpfen teilnehmen zu können, sollte es eigentlich ein freundschaftlicher Kampf werden. So bedanke ich mich an dieser Stelle recht herzlich für freie Getränke und Süßigkeiten!

Der angesetzte Schiri fiel aufgrund eines eigenen Einsatzes für seinen Verein in der Landesliga aus, dafür sprang ein recht neuer Schiri ein. Das anfängliche Problem die Uhren einzustellen konnte gelöst werden, sodass es dann auch pünktlich losgehen konnte.

Fabian spielte gegen Frank Sawatzki (Brett 1) eine Variante, die ihm schon manches Remis gegen GMs eingebracht hatte. Irgendwie lief in der Eröffnung aber etwas gewaltig schief, sodass er furchtbar stand, dann irgendwann auf einmal sehr gut, dann wieder ausgeglichen. So ist das remis am Ende vielleicht nicht ganz unberechtigt. Roman und sein Gegenüber Uwe Bokelbrink (2) sind beide für interessante Partien bekannt. So überraschte es nicht, dass eine Stellung mit entgegengesetzten Rochaden entstand, in der nur die Frage war, wer seinen Gegenüber schneller zerlegt. Leider wieder mit dem besseren Ergebnis für den Gegenüber. Roman ist mit bislang 1/6 sicherlich nicht ganz glücklich, interessante Partien sind allerdings immer garantiert und auch die Punkte werden wieder kommen. Meine Partie gegen Hans Hermesmann (3) war ein eigenes Kuriosum, mehr dazu später. Stefan geriet gegen Jan-Paul Ritscher (4) relativ früh in die Defensive, da war auch irgendetwas schief gelaufen, wenig später war die Partie dann vorbei. Christian und Marc Kluenger (5) waren beide mit einem Remis nach der Eröffnung einverstanden. Bei Tom und Martin Zimmermann (6) entwickelte sich eine ausgeglichene Partie. Zu einem Zeitpunkt sah ich Tom im Nachteil, irgendwie befreite er sich aber und landete im Turmendspiel mit 5 gegen 5 Bauern, letztendlich remis. Auch bei Kai und Marco Jaeckle (7) sah es lange ausgeglichen aus. Ich habe nicht genau mitbekommen wie, aber irgendwie war Kai auf einmal Matt. Leon war gegen Jürgen Dietz (8) anscheinend nicht komplett auf 1. f4 eingestellt, spielte dann aber einen soliden Aufbau. Zwar musste er immer mal genau hinschauen, meinem Eindruck nach verließ die Partie aber nie den Remisweg und brachte damit den ersten halben Punkt für Leon in unserer ersten Mannschaft.

Kommen wir zum Kuriosum des Kampfes, meiner Partie. Es begann damit, dass ich bei Partiebeginn kurz auf meinen Gegner wartete, bis er Platz genommen hatte, während die anderen schon starteten. Soweit alles normal. Dann spielten wir 2 Züge, bis mein Gegner aufstand, sagte er bringe sein Handy zum Auto und mit Handy das Turnierareal verließ. Gut, hier hätten wie bei einer Reklamation 1:0 geführt, ich verzichtete darauf, da ich keinen Täuschungsversuch vermutete und eine Reklamation mir insbesondere beim Kooperationsverein ein wenig albern erschien. Dann ging es weiter, es entwickelte sich eine interessante Partie. Unter Bauernopfer gelang es mir irgendwie alle seine Figuren komisch zu stellen, ohne es geprüft zu haben muss das unheimlich gut für mich gewesen sein. Anschließend spielte ich vermutlich nicht ideal weiter, wonach es wieder offen wurde. Schließlich kam Zug 27. Mein Gegner fasste seinen Turm an, zog ihn 4 Felder weit, stellte ihn wieder aufs Ausgangsfeld, sagte „j’adoube“ und versank wieder in Nachdenken. Letztendlich zog er doch den Turm, weshalb ich wieder still blieb. Im 35. Zug bot ich schließlich bei gleichem Material remis, was mein Gegner ablehnte, sein gutes Recht. Im 42. Zug, also mehr als 5 Züge und eine Zeitkontrolle später, bot ich bei nahezu entschiedenem Kampf und gleichem Material in passiver Stellung erneut remis an. Nun hätte mein Gegner legitimerweise ablehnen und weiterspielen können. Stattdessen passierte etwas, wo ich leichte Schwierigkeiten hatte meine Contenance zu wahren, ich schwankte zwischen Empörung und Gelächter. Was war passiert? Mein Gegner rief den Schiri und reklamierte auf Partiegewinn aufgrund wiederholten Remisangebots, während er selber in dieser Partie bereits mehrfach gegen FIDE-Regeln verstoßen hatte (nebenbei bemerkt ironischerweise zusätzlich zu bereits beschriebenem gegen die Vorgabe Remisangebote entsprechend der Regeln auf dem Partieformular zu notieren). Bleibt natürlich noch zu sagen, dass eine solche Reklamation völliger Unsinn ist, wenn man sich mit den FIDE-Regeln beschäftigt. Dort findet sich unter Artikel 9.1.2.1. die Aussage, dass ein Remisangebot zu einer beliebigen anderen Zeit gültig ist, sofern Artikel 11.5. berücksichtigt wird. Artikel 11.5 wiederum sagt, dass es verboten ist den Gegner abzulenken bzw. zu stören, unter anderem durch ungerechtfertigtes Antragstellen oder ungerechtfertigtes Remisbieten. Das ungerechtfertigte Remis, worauf mein Gegner reklamierte ist beim zweiten Remisangebot mit mehren Zügen dazwischen sicherlich nicht zu sanktionieren, zumal vorm Partieverlust nach Artikel 12.9 noch andere mildere Strafen möglich wären. Tatsächlich hätte ich aufgrund des Antrags meines Gegners das Recht darauf gehabt, dass der Schiedsrichter meinen Gegenüber sanktioniert, witzigerweise aufgrund genau des Artikels, auf den er selbst reklamierte.

Weitere mehr als 20 Züge später, in der zweiten Hälfte der sechsten Stunde, als klar war, dass er die Partie zu seinen Gunsten entscheidet und ich weit weniger als 10 Minuten Restzeit hatte stand er nach seinem Zug auf, stellte sich hinter seinen Stuhl und starrte mich an (zumindest kam es mir so vor). Dann ging er aus dem Raum. Ich entschied mich dazu aufzugeben. Die Größe sitzen zu bleiben und auf meinen Gegner zu warten hatte ich in diesem Moment leider nicht, also hielt ich dir Uhr an, baute meine Grundstellung auf, trug das Ergebnis ein, unterschrieb die Partieformulare für den Schiedsrichter und rechnete mit ihm die Schiedsrichterkosten ab. Anschließend verließ unsere Mannschaft den Spielort.

Unterm Strich haben wir 2:6 verloren. Vermutlich etwas zu hoch, jedoch verdient verloren. Dazu bleibt die Erkenntnis, dass ich mich freue in einer Mannschaft zu spielen, in der ich bei niemandem mit Späßen dieser Art zu rechnen habe. Vielen Dank dafür!

Für uns geht es am 25.2. weiter, wenn wir als aktueller Vorletzter das Schlusslicht aus Bargteheide zum möglicherweise vorentscheidenden Abstiegskrimi empfangen.