Helau und Alaaf – DSAM-Cup in Brühl – Abschluß

Nachdem sich in Bergedorf 3 unserer Jugendspieler für das Finale der Deutschen Amateurmeisterschaft qualifiziert hatten, fehlt noch ein verantwortungsbewusster Erwachsener, der sie zu der Endrunde in Leipzig begleitet. Da so jemand nicht zu finden war, versuchte ich halt, mich in Brühl für das Finale zu qualifizieren. Brühl – ein Turnier mit großem Handicap, denn die Anreise findet an Weiberfastnacht statt und endet an dem Tag, wo der närrische Elias durch die Stadt zieht. Nachdem am Donnerstag wie üblich der ÖPNV zusammen gebrochen ist und ich für die Stracke Köln-Brühl ungefähr die halbe Zeit brauchte wie für Hamburg-Köln, begann auch das Turnier am Freitag morgen mit 15 Minuten zusätzlicher Verzögerung, da die Züge noch immer nicht richtig fuhren. Dennoch verzichtete man nicht auf eine karnevalistische Betrachtung des Lebens von E.Lasker. Als es dann endlich los ging, war das Turnier im 22. Zug fast schon wieder vorbei, denn ich überschätzte meine (ziemlich ausgeglichene) Stellung und startete einen ungenauen Vorstoß. Zwar versuchte ich noch einige taktische Verwicklungen, aber mein Gegner ließ sich nicht foppen und so stand ich Freitagmittag ohne Punkt da.

In Runde 2 kam ich nicht gut aus der Eröffnung, doch im 10. Zug patzte mein Gegner, so dass ich einen Bauern gewinnen konnte, worauf Fritz die Stellung als ausgeglichen bewertete. und in der Folge zogen beide Seiten häufig Züge, die Fritz auf Anhieb nicht fand. Interessant war dabei, dass der  gegnerische König in Ermangelung einer Rochade im Laufe der Partie die Strecke e1-f2-e3-f4-g3-h2-h1 zurücklegte. Am Ende ein spätestens ab dem 14. Zug ungefährdeter Sieg.

Tag 2 bedeutete für mich ein neues Outfit, mit dem ich auf der Turnierseite verewigt wurde. Viel wichtiger aber, dass ich am Ende der Eröffnung Vorteil erlangen konnte. Faszinierenderweise übersahen in der Folge beide Seiten die jeweils vorteilsbringende Fortsetzung:

Es folgte 19. h4 h5 (hier hätte f6 20. Sg4 e5 Schwarz Vorteil gebracht) 20. c5  b5 21. Lc3 Ld5 – immerhin einer dieser Züge schaffte es bei meinem Fritz in die Top 4. Aber welches Motiv hatten beide Seiten in der Diagrammstellung übersehen – bzw. ich hatte es gesehen, aber nicht weit genug gerechnet. Am Ende gewann ich im 34. Zug per Plättchenfall. Im Grunde hatten wir beide die Endstellung als klar besser für mich abgeschätzt, doch am Computer musste ich erkennen, dass hier doch die eine oder andere Remis-Falle lauert, in die ich am Brett möglicherweise getappt wäre.

Versucht doch mal, die Stellung gegen den Computer weiterzuspielen (das gilt nicht für die erste Mannschaft, ihr solltet das im Schlaf können). 2 aus 3, da war ja vielleicht doch noch was drin.

Und es folgte eine weitere lustige Partie. Wirklich gut war meine Eröffnung auch diesmal nicht, doch ich konnte mich befreien und es folgte:

13… c6 14. Sc4 b5 15. Sxe5
(15. Se3 g5 16. Se2 Db6 =)
15… dxe5 16. Sh5 Das war natürlich ein Fehler, obwohl mein Gegner hier sehr lange nachgedacht hat. Die rettende Variante hatten wir aber beide übersehen.
(16. Lc2 exf4 17. d6 g5 18. dxe7 Dxe7 19. Dh5 Kg7 =)
16… gxh5 17. Dxh5 cxd5

18. Dh6
(18. Tf6 Sf5 19. Txf5 Lxf5 20. Dxf5 d4 21. De5 dxc3 22. Dc3 -+)
18… Db6+ 19. Dxb6 axb6 20. exd5 Sxd5 21. Lxb5 Das Remisangebot konnte ich mir natürlich nicht leisten.
21. … Le6 22. Tf3 f6 23. a3 Kf7 24. Te1 Ke7 25. Kf2 Tad8 26. g3 Sc7 27. Ld3 Lg4 28. Tfe3 Sd5 0-1
(Ich weiß, Markus, man könnte es auch zum Nachspielen einbauen, aber erstens hab ich Deine Mail nicht dabei, und zweitens – wo bleibt da der Trainingseffekt?)

D.h., vor der letzten Runde stehe ich mit 3/4 auf Platz 13 und wurde gegen den drittplatzierten hochgelost. Leider hat mich die erste Runde einiges an Buchholzpunkten gekostet, so dass, obwohl unter den Top 14 vier bereits Qualifizierte stehen, morgen vermutlich ein Sieg folgen muss. Diese Ausgangsposition – und der närrische Elias – erfordern natürlich besondere Maßnahmen. Morgen tritt nicht Achim an – sondern „El Hombre-Soportar“:

K800_20180210_221629

Update 11.2., 12:25:

El hombre-soportar está calificado.

Details gibt es nach der Feier.

Update 13.2., 12:11:

Es gilt ja noch nachzureichen, wie ich die Qualifikation geschafft habe. Die Partie begann relativ ausgeglichen, doch dann geriet ich unter Druck:

18. … Tc4 (genauer wäre wohl 18. … f4 19. Ld2 Tc4) 19. Da7 Dc8 20. Sa2 f4 21. Ld4 fxg3 22. hxg3 Sxg3 23. fxg3 Txg3+ 24. Kh2 Txa3 25. Txc4 dxc4

26. Db6 Lc6 27. Lc5 Lxc5 28. Dxc5 De8 29. Dd6

Hier hatte Schwarz ca. 20 min überlegt und lag jetzt bei ca. 32 sec pro Restzug. Da er wohl keinen Gewinnweg gefunden hatte, bot er Remis. Dabei muss man nur die Mattdrohungen egalisieren, z.B. mittels h6 oder Ld5.

29. … Txh3+?  Das Dauerschach wollte ich mir bei seiner knappen Bedenkzeit zeugen lassen.

30. Kxh3 Qh5+ 31. Kg3 Qg5+ 32. Kf2 und das schwarze Plättchen fiel.

Offensichtlich war da doch ein wenig Glück dabei, aber Sieg ist Sieg und das reichte immerhin für Platz 4.