NDVM u16: Großer Wurf knapp verpasst

Magdeburg war mal wieder Austragungsort der Norddeutschen Vereinsmeisterschaften u16. Ein Nachteil, wie sich gleich bei der Begrüßung herausstellte. Denn natürlich kannten Ausrichter und Herbergseltern noch „ihre Pappenheimer“ vom letzten Mal. Brav sein, war diesmal also die Devise.

Aber zum Schachlichen: Wir waren an Nr. 11 gesetzt, was bei dem ausgeglichenen Teilnehmerfeld allerdings nicht viel bedeuten musste. Der Start war unerklärlich nervös – echtes Holperschach. Gegen den Cöthener FC gab es ein am Ende sogar noch schmeichelhaftes 1,5:2,5 mit vielen Ungenauigkeiten. Doch nach einem souveränen Sieg gegen Rüdersdorf (3,5) folgte ein weiteres ungefährdetes 3:1 gegen Segeberg und ein guter Start war gelungen. Wir waren nun weit genug vom Freilos entfernt und freuten uns auf das Duell mit dem HSK.
Das erste Highlight setzte Murat, der uns mit Schwarz sehenswert in Führung brachte. Emko konnte etwas glücklich ein Remis im Turmendspiel gegen Julian Grötzbach beisteuern, so dass es nach einer kleinen Überraschung aussah. Leider konnte Semko im Mittelspiel nicht an seine vorteilhafte Eröffnung im Najdorf-Sizilianer anknüpfen und wurde im Mittelspiel langsam aber sicher von Daniel Grötzbach überspielt. Jasmin und Jan Hinrichs duften den Mannschaftskampf dann entscheiden und boten für die Zuschauer eine intensive und spannende Endspielschlacht mit beiderseitigen Chancen in einem hochkomplizierten Turmendspiel. Am Ende durften wir uns über ein gerechtes 2:2 freuen.
Danach lösten wir jedoch wieder die Rückfahrkarte für den Boden der Tatsachen. Gegen Neubrandenburg setzte es in Runde 5 eine saftige 0,5:3,5-Schlappe. Zu viele individuelle Fehler führen halt nicht nur beim HSV zu Gegentoren. Um ja keine Trainerdiskussion aufkommen zu lassen, setzte der Teamchef in Runde 6 die beiden besten Punktesammler Murat und Ole gemeinsam ein. Beide gewannen ihre Partien und der 3-1 Sieg gegen Torgelow brachte uns mit 7:5 Punkten in eine gute Ausgangsposition für die Schlussrunde. Theoretisch – wenn auch nicht aus eigener Kraft – war noch die Qualifikation für die DVM (Platz 4) drin.
Entsprechend motiviert gingen wir ins letzte Match gegen GW Baumschulenweg. Unsere Laune stieg relativ schnell, denn Taktikguru Murat hatte mit seinem Adlerblick mal wieder einen Gegner mit Schwarz zerlegt. Und es sah gut aus: Semkos Stellung war wohl unverlierbar remis, Jasmin hatte Druckspiel und Positionsvorteil und bei dem entschlossen wirkenden Emko standen Verwicklungen bevor. Leider brachte ein echter Fingerfehler Semko um einen Bauern und den Lohn seiner Arbeit. Aber wenig später war Platz 5 eigentlich sicher. Jasmin hatte zwar seine vielen Chancen (auch noch in der Schlussstellung…) leider nicht nutzen können und den starken Gegner ins Remis entkommen lassen, aber Emko stand mit inzwischen zwei Bauern mehr total auf Gewinn. In Zeitnot, die bei fünf Restminuten und 30 Sekunden Zeitzugabe je Zug eigentlich keine ist, passierten dann leider unerklärliche Dinge, die jeden Trainer zig Jahre altern lassen. Plötzlich waren zwei Bauern futsch und der Stonewall-Läufer war zudem noch schlechter als jeder französische Läufer überhaupt nur sein kann. Durch die dann unvermeidliche Niederlage war der Partieverlauf tatsächlich völlig auf den Kopf gestellt und wir wurden noch bis auf Platz 11 durchgereicht.
Ein Endergebnis, das alle und vor allem Murat wirklich nicht verdient hatten. Mit phantastischen 5 aus 5 in fünf Schwarzpartien hatte er trotz oder wegen Fener-Shirt alles in Grund und Boden gespielt. Mit einer Turnierleistung von 2187 (!) gewann er satte 153 DWZ-Punkte und zeigte wirklich beindruckendes Schach. Chapeau! (Übersetzung: Krass!) Dabei darf auch Ole nicht vergessen werden – auch er spielte mit ungeschlagenen 3 aus 4 weit über Erwartung und gewann 128 DWZ-Punkte! Super solide spielte Jasmin am Spitzenbrett mit leichtem DWZ-Plus, während Emko und Semko durch die unglückliche letzte Runde leicht an DWZ-Kraft einbüßten. Alle Ergebnisse und die Partien findet ihr auf www.dvm-schach.de.
Nicht unerwähnt bleiben soll noch der zweite Platz im Fußballturnier. Für die HSV-Fans im Team wohl die letzte positive Fußball-Erfahrung für lange Zeit…