Letter from Riga

Das 7. internationale Schachfestival zu Ehren der Rigaer Ikone Mihail Tal (das Denkmal müssen wir noch besuchen) an der TU in Riga umfasst neben weiteren Turnieren ein ohne Übertreibung Super-Open – mit über 300 Teilnehmern aus Sage und Schreibe 43 Nationen – darunter so exotische wie Madagaskar und Simbabwe sowie neben denen der baltischen Republiken starke Fraktionen aus Indien, China Russland und auch Deutschland. Hamburg könnte aufgrund der einfachen Anreise per Flieger sogar die nach Riga am häufigsten vertretene Stadt sein. Ralf und ich versuchen die Farben des Diogenes würdig zu vertreten, was in einem Feld, in dem Markus unauffällig im oberen Mittelfeld rumdümpeln dürfte, eine echte Herausforderung ist. Und da wir wohl heute in der 4. Runde unseren Höhepunkt des Turniers hatten, wird die Motivation für ein paar Eindrücke von Hansestadt zu Hansestadt nicht besser werden als nach dem Doppelsieg gegen ein estnisches U20- und ein Hamburger U14-Talent (Kotyk) – Zwischstand für uns: Ralf 1,0/4 ich 2,0. Beste Hamburger sind derzeit Frank Bracker und Dimitrij Kollars mit 3,0/4.

Der Schmuck des Turniers ist pures Schach: sehr gute Spielbedingungen, haufenweise Meister zum Anfassen, Videowand. Verpflegung: eigene Verantwortung oder die einer manchmal über den Kaffeeautomaten hinaus geöffneten kleinen Mensa.

Star des Turniers ist sicher Alexej Shirov, der aber unterdessen 100 Elopunkte weniger als einst auf der Uhr hat und schon 2 Remis abgab – u. a. gegen meinen früher für Mainz spielenden Erstrundengegner IM Krivosonov aus Riga (2397). Der an 1 gesetzte 54. der Weltrangliste Sasikiran (IND, 2688) musste auch schon das Podest der ersten 12 Tische verlassen und ganz bös traf es den an 4 gesetzten deutschen GM Fridman mit 1,0/3 zum Auftakt. Dafür ist nun on Top die m. E. kommende Weltmeisterin zu beobachten: GM Tingjie Lei (CHN, U20, 2513) zerlegt ihre Gegner (darunter Björn Bente „ich glaub, die kann ganz gut rechnen“) bisher derart explosiv, dass es Tal im Grabe verzücken müsste – und ich mich gestern mehr als 1 h in der Traube um ihr loderndes Brett bestens unterhalten fühlte! Nun darf sie es dem an 2 gesetzten Nabaty zeigen. Schaut Euch die Partien an – mehr Schachliches bring ich jetzt nicht mehr zustande.

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