Saisonabsch(l)uss

Bevor ich mit diesem tollen Bericht starte, möchte ich mich dafür bedanken, dass meine Pulitzer-Preis-verdächtigen Artikel offensichtlich auch ausserhalb der Stadtmauern Hamburgs gelesen und teilweise für gut befunden werden. Ich grüße hiermit Kirsten J.
 
Nun zum Bericht:
Nach knapp 2-stündiger Autofahrt kamen wir pünktlich in der eigentlichen Landeshauptstadt von Meck-Pomm an. Schwerin hatte nach der Wende noch 110.000 Einwohner, jetzt sind es noch 90.000. Da ist Rostock mit klar 6-stelliger Bevölkerungszahl die Landeshauptstadt der Herzen.
 
Als wir Rostocks Aufstellung sahen, bekamen wir erst mal einen Schreck, sie spielten nämlich in Top-Besetzung. Zum Thema Aufstellung werde ich mich zum Schluss des Artikels noch schön ausko… Da Rostock schon zu 99% sicher aufgestiegen war und wir sicher deswegen sicher waren, dass sie schlechter aufstellen würden, hat uns das die Vorbereitung verhagelt und zumindest in mir den Siegswillen noch nach oben katapultiert.

Was soll ich sagen? Da wir an jedem Brett Elo-mässig schlechter waren, hatten wir von Anfang an nur geringe Chancen.

Ich konnte am ersten Brett ein schönes Königsindisch-Theorieduell gegen Szelag durchführen. Ich kannte die Theorie bis zum 20.Zug, er hatte das Dauerschach nach dem 30.Zug schon Zuhause auf dem Computer, obwohl die Theorie schon einige Züge vorher endet. Diese Tatsache hat mir doch etwas Angst gemacht. Aber die Partie hat mir Spass bereitet und ich hab eine Menge gelernt.

Tsung hat mit seinem Gegner und dem Zug 1.e4 nicht gerechnet. Daraufhin hat er erst Mal eine Viertelstunde überlegt, 1…g6 gezogen, Hippopotamus gespielt und stand nach 12 Zügen auf Verlust. Mehr möchte ich zu dieser Partei nicht sagen, sonst brauche ich einen Magenbitter.
 
Axel hatte gegen Grünberg einen kleinen Eröffnungsvorteil gegen dessen Igel, aber ungenaue Züge führten rasch zu Verflachung und Remis.
 
Roman stand nach der Eröffnung gedrückt, gewann dann einen Bauern, spielte dann nach eigener Aussage die schlechteste Partie der Saison und verlor.

Dirk hatte gegen Holländisch einen leichten Eröffnungsvorteil, dann bekam der Gegner das Läuferparr. Dirk übersah eine gefährliche Fesslung, musste die Qualität geben, hat dann aber im schlechteren Endspiel sich nicht gut genug gewehrt und auch verloren.
 
Fabian hatte wie schon so oft in der Saison das Läuferpaar gewonnen, war aber krankheitsmässig angeschlagen und hätte vielleicht von Anfang an nicht spielen sollen. Es ehrt ihn aber, dass er es getan hat. Leider verlor auch er.
 
Christian hatte wieder einmal mit Weiss nach der Eröffnung kaum etwas rausgeholt und dann in eienr langen Partei im Endspiel nach und nach die Kontrolle verloren und letztendlich auch die Partie.
 
Bleibt Michael, der endlich mal überzeugend gewinnen konnte, indem er den Gegner aussass und auf dessen Fehler wartete.

Letztendlich ein 2:6, etwas zu hoch, aber die Niederlage war natürlich absolut gerecht bei Rostocks Überlegenheit,.

Rostock ist damit mit 16:2 MP sicher aufgestigen in die 2.BL. Wir konnten Tabellenplatz 4 erobern und hatten so wenig Abstiegssorgen wie schon lange nicht mehr. Harte Einzelkritik kommt in einem seperaten Artikel von Tsung.

 
Jetzt zum Auskot….:

Es gibt 3 Mannschaften in der Oberliga mit gesponsorten Spielern: Preetz, Rostock und Neukloster.
 
Bei Preetz spielen die Dänen Pedersen und Fries Nielsen. Diese haben fast regelmässig gespielt. Hier also keine Kritik.
 
Bei Rostock gibt es 3 Polen. In den ersten beiden Runden haben alle 3 gespielt, die nächsten 3 Runden nur noch 2. Als Rostock schon fast sicher aufgestiegen war, spielten dann die nächsten 3 Runden genau NULL Polen, bevor dann in der letzten Runde gegen uns aufgrund der 1% Chance, dass Rostock doch nicht aufsteigt, wieder 3 Polen gespielt haben.
 
Bei Neukloster spielen gleich 4 Ausländer, von denen aber fast nur immer einer eingesetzt wurde. Nachdem Neukloster aber sehr schlecht gestartet ist, spielten dann gegen uns auf einmal DREI Ausländer, was danach nicht mehr passiert ist. 2 von diesen Ausländern haben nur gegen uns gespielt!

Ich finde diese Art und Weise unfair und wettbewerbsverzerrend. Ich habe am 1.Brett kein Problem damit, ganz im Gegenteil, gegen gute Leute zu spielen. Ich habe aber ein Problem damit, wenn insbesondere Rostock und Neukloster durch ihre Aufstellungen die Liga nach ihrem Gutdünken beeinflussen können. Jede Mannschaft kann sich gute Leute kaufen. Bei Preetz spielten die beiden Topbretter wenigstens regelmässig. Aber bei Rostock und Neukloster war es sehr offensichtlich, dass extrem nach Tabellenstand aufgestellt wurde. Das geht schon seit Jahren so, insbesondere die Ostvereine gehen so vor. Ich werde dem Landesturnierleiter mal eine Mail schreiben und sehen, ob das irgendwas bewirkt. Sportlichkeit sollte oberste Priorität haben, zumindest ist das meine Meinung.