Gestern spielten wir die siebte Runde der Oberliga in Preetz. Nach der Corona-Pause im Januar und Februar fanden die beiden Runden im März wieder statt. Ob man bei vierstelligen Inzidenzen (nahe Preetz zum Zeitpunkt des Kampfes knapp 2000) wirklich Hobbyschach im Inneren ohne Auflagen wie generelle Maskenpflicht spielen sollte, wage ich nach wie vor zu bezweifeln. Es gibt allerdings auch einige, die glücklich sind mehr oder weniger normal spielen zu dürfen.
Zum Kampf: Wir mussten erneut auf gleich mehrere Spieler verzichten, sodass Preetz mit im Schnitt 50 Elo (2219 vs 2169) favorisiert war.
Der erste spielerische Aufreger des Kampfes entstand (wie sollte es anders sein) bei Oguz. Genauer gesagt in dessen „kreativer Eröffnungsgestaltung“. Mit Weiß stand er nach sieben (richtig, 7!) Zügen schlichtweg auf Verlust. Sein Gegner fand zwar die Idee, für uns glücklicherweise aber nicht die korrekte Umsetzung. Das Ergebnis war eine Partie, die das Wort Handgemenge verdient. Gefühlt schwankte es von verloren zu komplett gewonnen zu unklar, bis sich irgendwann im Endspiel die gegnerischen Freibauern unterstützt vom aktivem Turm als viel zu schnell gegenüber Läufer, Springer und Freibauern von Oguz erwiesen. Schade! Für den neutralen (und auch den weniger neutralen Zuschauer) eine absolut unterhaltsame Partie mit jeder Menge Einsatz, auch wenn sich manch ein Mannschaftskollege vor allem in den Eröffnungen etwas weniger Drama wünschen würde.
Zu diesem Zeitpunkt war schon klar, dass wir uns gewaltig würden strecken müssen, wenn wir etwas Zählbares mitnehmen wollen. Dabei kann man dieses Mal nicht behaupten, dass es irgendwo an Motivation mangelte. Nach drei Stunden Spielzeit liefen noch alle Partien, erst nach etwa 3,5 Stunden trudelten die ersten Ergebnisse ein.
Letztendlich mussten sich Ralf und Holger insgesamt deutlich geschlagen geben. Sie kamen beide schon schwierig aus der Eröffnung, wehrten sich dann nach Kräften, und zogen letztendlich doch den Kürzeren. Unterdessen gewann Stefan ebenso deutlich eine schöne Partie der Marke positionelles Qualitätsopfer, die sich möglicherweise auch als Lehrmaterial eignen würde.
Bei Christian habe ich nicht allzu viel gesehen. Auf mich wirkte es wie eine von beiden Seiten zweischneidig angelegte Partie mit viel Gehalt, die ich beim kurzen Blick nicht so richtig einordnen konnte. Anscheinend erwies sich Christians Spiel als etwas langsamer, wodurch er sich verleiten ließ einen Läufer gegen zwei Bauern zu geben, sodass vielleicht am Ende mit praktischen Schwierigkeiten nicht genug für den Gegner über bleibt um zu gewinnen. Der jedoch freute sich am Ende, dass er für den Randbauern die richtige Farbe des Läufers hatte.
Fabian spielte eine typische Fabian-Partie. Aus etwas unscheinbarer Eröffnung entstand ein T+L mit 3+3 Bauern gegen ein T+S mit 4+2 Bauern. Im Versuch die Bauernmehrheit auf dem Damenflügel zu neutralisieren entschied sich sein Gegner für einen aktiven Ansatz. Dabei blieb ein Freibauer über, der den exponierten, quasi gefangenen Springer kostete. Der Rest war eine Sache der Technik, alles in allem ein sehr solider Sieg unseres diesjährigen Topscorers.
Markus spielte mit Schwarz ebenfalls eine sehr solide Partie der Marke kontrollierte Offensive. Im Grunde genommen überspielte er wie nicht zum ersten Mal in dieser Saison seinen Gegner, fand aber den Ausmacher nicht (ich bin nicht sicher, ob es einen gab). Nach einigen weiteren getauschten Figuren blieb im Endspiel dann für keine Seite genug über, Remis.
Damit war der Kampf nach weit über 5 Stünden verloren, meine Partie dauerte aber noch an. Ich hatte die Eröffnung gegen meinen dänischen IM-Kontrahenten sehr solide bis ambitionslos angelegt, vor allem im Wunsch nicht in einem Desaster wie in der vorherigen Runde zu landen. Im weiteren Verlauf bekam ich die Möglichkeit zwei Springer für Turm und zwei Bauern zu geben. Ich dachte, ich müsste nun besser stehen, die Engine belehrt mich aber eines besseren und gibt schlicht 0,00, da keine Seite ohne mithilfe irgendwie sinnvoll vorwärts kommt. Anschließend wurde ein wenig herumgezogen, bis ich kurz nach der Zeitkontrolle ein wenig den Faden verlor. Ich sah mich gezwungen einen meiner Bauern zu geben und befürchtete eine noch stundenlange Leidenszeit. Tatsächlich war das die meiste Zeit wohl gar nicht so furchtbar (ich stand wohl „nur“ genau einen Zug lang auf Verlust), mein Gegner tat mir dann aber tatsächlich irgendwann den Gefallen die Partie im Angriff entscheiden zu wollen. Als Reaktion darauf bekam ich nach ziemlich genau sechs Stunden die Möglichkeit eines Dauerschachs. Mein Gegner schien aber nach wie vor gewinnen zu wollen, wählte die falsche Antwort und schenkte mir damit sogar noch den vollen Punkt.
Macht in der Summe bei sieben entschiedenen Partien eine knappe 3,5 : 4,5 Niederlage. Wenn man ehrlich ist muss man aber wohl anerkennen, dass ein Punktgewinn in der Summe trotz der Möglichkeit dazu vielleicht auch ein bisschen glücklich gewesen wäre. Anschließend ging es noch zurück nach Hamburg, wo ich dann gegen 19 Uhr die Möglichkeit bekam doch noch „Mittag“ zu essen.
Weiter geht es nach Spielplan bereits in zwei Wochen gegen den SKJE, der vielleicht etwas überraschend vom zweiten Tabellenplatz grüßt.