Am zweiten Adventssonntag war das Team aus Preetz zu Gast im Fahrenkamp und am Ende des Tages konnten sich beide Teams die oben formulierte Frage stellen!? – Dabei war die Aufstellung einseitig: Mit den eingesetzten drei dänischen IM an den ersten drei Brettern konnten die Preetzer an allen Brettern ein zum Teil deutliches ELO-Plus vorweisen. Das lag auch daran, dass wir erneut Markus, Roman und Axel ersetzen mussten.
Auf den Brettern entwickelte sich zunächst ein durchaus ausgeglichenes Spiel, in dem die friedlich gestimmten Spieler schon vor dem 20. Zug den Punkt teilten: Almar spielte in der Eröffnung ein Bauernopfer mit aktiver Fortsetzung. Sein gutes Spiel beeindruckte IM Mads Hansen offensichtlich, so dass dieser sich nach 14 Zügen mit der Punkteteilung zufrieden gab. Torben spielte an Brett 3 nur zwei Züge mehr und übersah beim Remisangebot von IM Steffen Pedersen eine Möglichkeit durch einen aggressiven Zug in Vorteil zu gelangen. Holger entschied sich sein Läuferpaar zu geben, um die Bauernstruktur seines Gegners Kai Reinecker zu schwächen. Nach 18 Zügen und einem Damentausch wurde sein Remisangebot angenommen. Christian konnte mit Schwarz gegen Frank Schwarz das Zentrum schließen und erhielt damit etwas Raumvorteil. Nach 19 Zügen wurde sein Remisangebot angenommen. So stand es also 2:2 und immerhin zwei IM konnten wir schon ausbremsen. Doch an Brett 1 wurde Fabian schon in der Eröffnung mit 9.g4 von Bjorn Moller Ochsner angesprungen, der ein paar Züge später Raumvorteil, das Läuferpaar und Entwicklungsvorsprung hatte. Nach 25 Zügen gab Fabian mit König im Zentrum seine Partie auf, da die weißen Schwerfiguren nicht mehr vom Mattangriff abgehalten werden konnten.
Was konnten wir dagegen setzen? – An Brett 8 spielte Thomas seine erste Oberligapartie der Saison gegen Hans-Adolf Dittmann, der zuletzt zweimal gegen Christian Kalla gespielt hat. Mit Weiß konnte Thomas sich einen Mehrbauer erarbeiten, doch sein a-Freibauer war zunächst noch nicht so viel wert. An Brett 7 geriet Leon gegen Matthias Willsch unter Druck und verlor nach 25 Zügen einen Bauern. – Das sah nicht gut aus. An Brett 6 konnte der Schreiber dieser Zeilen bereits im 11. Zug einen Bauern mitnehmen. Doch danach spielte mein Gegner Kai Junge gegen den im Zentrum verbliebenen König sehr aggressiv. – So steuerten diese drei Partien in der vierten Stunde bei geringer werdenden Zeitreserven auf die 40 Züge zu und es sah nach drei entschiedenen Partien aus. Doch die Aussichten änderten sich in allen (!) Partien. Zunächst entschied ich mich für die falsche Bauernstruktur und bekam mit meinem König kein ruhiges Plätzchen, da ich den schwarzfeldrigen Läufer nicht neutralisieren konnte. Schließlich musste ich einen schwarzen Mattangriff abwehren und dafür meinen Mehrbauern zurückgeben – mit Remisangebot. Da muss auch mit einer Minute für vier Züge noch ein Blick auf die anderen Bretter erlaubt sein. Leon konnte seine totale schlechte Stellung durch eine Unachtsamkeit des Gegners in eine total gewonnene Stellung mit Mehrfigur verwandeln. Thomas konnte seinen a-Bauern in Bewegung setzen und in einem Doppelturmendspiel mit dem c-Bauern einen zweiten Freibauern bekommen. Doch im 36. Zug führte ein unnötiger Turmzug wieder zu Ausgleich. Da es nach 1,5 Punkten aussah und ich keine Chancen auf Vorteil hatte, nahm ich das Remisangebot an.
Doch in der 5. Stunde kam alles anders: Thomas gab seinen Mehrbauern und musste aufpassen, nicht in Nachteil zu geraten. Der Springer, den Leon mehr hatte, musste sich nach einer Unachtsamkeit in der Ecke verstecken – siehe Diagramm 1 nach 47.Kf3:
Statt 47…Ke5? 48.g4!= hatte Leon noch die Möglichkeit mit 47…h5 seinen Vorteil zu behalten. Dann hätte 48.g4 noch mit 48…h4 beantwortet werden können. So musste Leon aufpassen, dass er aufgrund des weißen b-Bauern nicht noch verliert – remis nach 59 Zügen.
Thomas, der sich das „Elend“ am Nebenbrett ansehen musste und wusste, dass er selbst einen Vorteil vergeben hatte, versuchte im Doppelturmendspiel mit seinen Türmen auf der c-Linie zu wirbeln. Zunächst war das noch kein Problem für Schwarz, doch im 55. Zug nutzte er den zweiten Fehler seines Gegners und schließlich gelang es seinem König doch noch auf die gegnerischen Bauern loszugehen – siehe Diagramm 2 nach 57.a6:
Nach 57…Tb4+ 58.Kc5 T8b5+ 59.Kd6 hatte Weiß den Gewinnweg gefunden. Nach 59…Tb6 60.Ke7 Txc6 61.Txc6 Tb6 62.Td6 war der schwarze Freibauer gestoppt, denn Turmtausch begünstigt Weiß. Es folgte 62… Kxa6 63.Kxf7 Kb5 64.Kxe6 d4 65.Kxf7 Tb7+ 66.Kxg6 Kc4 67.f5 d3 68.f6 Tb8 69.f7 1-0 und der Wettkampf endete mit 4:4. Nach diesen dramatischen Partieverläufen ist die zu Beginn gestellte Frage sicherlich für beide Teams mit sowohl als auch zu beantworten.
Am 19. Januar 2020 geht es in Kiel zum ersten Wettkampf gegen Doppelbauer Kiel, die derzeit mit 4 Punkten auf Platz 5 liegen. – In der Tabelle liegen alle Teams aus Hamburg auf den Plätzen 6 bis 10, die Landesliga zittert vermutlich schon vor dem nächsten Erdrutsch aus der Oberliga. Es gibt noch fünf Runden dies zu verhindern!