Jugendlandesliga: Glückliches Unentschieden sichert Aufstiegschancen

Frischer Wind wehte am letzten Sonntag durch das Spiellokal beim Königsspringer Hamburg. Neben dem Temperaturanstieg von fast 20° im Gegensatz zum Mannschaftskampf zwei Wochen zuvor, stieg auch der DWZ-Schnitt unserer ersten Jugendmannschaft um ca. 200 Punkte. Denn unterstützt wurden wir an diesem sonnigen Spieltag erstmalig von Fabian und Colin an den Brettern 4 und 6, sowie von Jason an Brett 7. Somit gingen wir verstärkt mit 6 Etatmäßigen Spielern als leichter Favorit in die Partien, da wir beinahe an jedem Brett einen DWZ-Vorteil hatten. Lediglich an Brett 1 waren wir schwächer besetzt. Wobei von `schwach` eigentlich nicht die Rede sein konnte, da hier Tom auf Jakob Pfreundt traf. Es zählte somit nur ein Sieg, um uns vor dem entscheidenden letzten Spieltag Anfang Juni den Hauptverfolger SKJE vom Leib zu halten.

Zwar startete der Kampf regulär um 11 Uhr, vollzählig waren wir jedoch erst gegen 11:45 Uhr, da sich die Spieltagsstätte des KSH zu großer Überraschung nicht in der Hafencity, sondern in Schnelsen befand…

Am besten sah es zunächst bei Colin aus, der seinen Gegner schon nach dem 6. Zug mit schwarz (!) unter Bedrängnis setzte und auf Siegkurs war. Dazu kam ein Zeitvorteil von 80 Minuten nach dem insgesamt 15. Zug. Das sah schon mal gut aus. Noch besser wurde es durch den schnellen Sieg durch Friedrich nach knapp 1 ½ Stunden, wobei die Euphorie dann ein wenig durch die Niederlage von Jason gedämpft wurde. Wichtiger waren jedoch die Bretter 2 bis 6, wo es die Bigpoints zu sammeln gab.

Ich selber spielte gegen Finn-Thore Lenz, mal wieder ein bekanntes Gesicht aus früheren Jugendjahren. Es entwickelte eine relativ entspannte Partie für mich, die mit weißen Bauern auf d4, e5, f4 und schwarzem König auf e7 aus der Schottischen Eröffnung ging. Es galt also ‚nur’ noch diesen Vorteil ins Ziel zu bringen, genug Zeit also, sich den anderen Partien zu widmen.

 A. Bernstengel (1728) – F. Lenz (1752)  JLL 2018

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nach 16. h4

 Fabian erwischte leider einen schwarzen Tag, und kam mit selbiger Farbe nach 1. e4 g6 leider überhaupt nicht ins Spiel und musste sich gleich einem starken Königsangriff mit nicht vorhandenem Gegenspiel erwehren. Bei Tom und Leon an 1 und 2 sah es indes noch relativ ausgeglichen aus. Johann hatte mal wieder eine sehr abwechslungsreiche Partie mit vielen Initiativwechseln auf dem Brett. Leider ließ er sich dann von einem fragwürdigen Leichtfigurenopfer beeindrucken und verlor dann durch die drohende Niederlage durch Zeitüberschreitung total den Faden und dann die Partie. Zwar sind seine Partien immer sehr gut anzusehen da sehr spannend, jedoch fehlt hier ein wenig die Konstanz auch gegen nominell schwächere Gegner zu bestehen.

So standen wir also nach der abzusehenden Niederlage von Fabian nach 4 Partien mit 1:3 mit dem Rücken zur Wand, ähnlich wie zwei Wochen zuvor was für mich jedoch ziemlich unerwartet kam. Wir ließen den Kampfgeist vermissen, über den wir am letzten Spieltag unseren DWZ-Nachteil kompensierten. Hatten wir den Gegner unterschätzt? Es schien so…

Ich selber konnte meine Partie dann kurz und schmerzlos nach knapp 3 Stunden gewinnen und auf 2:3 verkürzen, was auch nötig war. Denn mit Erstaunen stellte ich fest, wie Colin seine so sicher geglaubte Partie aus den Händen glitt. Maßgeblich dafür war der Versuch, seinen Gegner über die Zeit zu heben; eigentlich ein Kardinalsfehler vor allem wenn die eigene Uhr noch über eine Stunde anzeigt. Sowas kann und darf gegen einen deutlich spielschwächeren Gegner eigentlich nicht passieren. Kurz und knapp: Sein Gegner rettete sich über die erste Zeitnotphase in ein remises K+S+6B gegen K+L+6B und bot folgerichtig auch mehrmals Remis an, welches Colin jedoch ablehnte. Er schien wohl noch Gewinnpotenzial zu sehen

Wir brauchten also in den restlichen drei Partien einen Sieg mehr als der Gegner um etwas Zählbares aus Schnelsen zu entführen. Aber auch bei Tom sah es, von der Zeit genötigt, nicht nach einem Sieg aus. Jedoch schaffte er es sich trotz nur noch knapp 30 Sekunden auf der Uhr nach dem 30. Zug mit zehn schnellen Zügen in den Bonus zu retten, mit K+4B gegen K+5B. Der Bauer weniger fiel nicht ins Gewicht, da es sich um einen isolierten und blockierten Doppelbauern handelte. Leon stand parallel mit Mehrbauern auf Gewinn, zwei Remisen würden also zum Punktgewinn reichen. Jedoch wollte Colin wohl zu viel und stand dann klar auf Verlust nachdem sein Gegner den Springer für zwei Bauern gab. Es folgte dann jedoch der kampfentscheidene Fehler, da sein Gegner den relativ simplen Gewinnzug übersah.

Indes war klar, dass Leon seine Partie gewinnen und somit seinen ersten Sieg diese Jugendsaison wird einfahren können. Tom gelang zum Schluss noch ein beachtliches Remis gegen den stärksten Spieler der ganzen Liga, das Maximum was man vorher erwarten durfte.

Am Ende also wieder glücklich, aber nicht ganz so befriedigend wie beim letzten Sieg spielten wir also 4:4, was unsere Chancen im Rennen um den Aufstieg zwar weiterhin am Leben hielt, aber wohl ein Warnschuss für die letzte Runde ist, dass wir uns eben doch keine individuellen Aussetzer erlauben können, auch wenn wir die vermeintlich bessere Mannschaft sind. Denn parallel gewann der SKJE mit 7:1 und ist uns in den Brettpunkten weit voraus und in der letzten Runde wiederum gegen Königsspringer favorisiert. Wir sind also zum Siegen verdammt gegen die zwar noch Sieg- und Punktlosen, aber nicht minder zu unterschätzende dritte Mannschaft vom HSK, gegen die ein Sieg zum Gewinn der Liga reichen würde.

Garant für unser gutes Abschneiden sind vor allem die ersten drei Bretter, an denen wir über die gesamte Saison gesehen insgesamt 9,9/12 Punkte holten. Aber auch den jüngeren Spielern ist für ihren Einsatz ein Lob auszusprechen, der durch Absagen meist kurz vorher bekannt wurde und durch zahlreiche guten Leistungen bestätigt wurde.

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Die Tabelle nach 4 von 5 Spielrunden:

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