Vorentscheidung um die Clubmeisterschaft!? – Update 2!

Naja – wenn noch ein kleines Fragezeichen dabei ist, dann wäre auch die Titelverteidigung für Fabian noch denkbar – aber Markus hat nach seinem gestrigen Sieg einen halben Punkt und einige SB-Punkte Vorsprung – bei noch 2 ausstehenden Runden und nominell schwächerer Gegnerschaft als Fabian. (siehe http://meisterschaft.schachfreunde-hamburg.de/2017/ergebnisse/1)
Aber: was war das denn für eine Partie! Entweder ne Supervorbereitung oder ein genialer Angriffswirbel – wahrscheinlich von beidem etwas.

Nach so ca. 15 zügen sah es in der Partie Markus Hochgräfe – Fabian Schulenburg so aus:

Fabian hat gerade rochiert und mit seinen Läufern alles aktiv im Griff wie es scheint – freilich für einen Minusbauern.

Wie befreit sich nun also ein Meister aus der Klemme? Ich mag es eigentlich noch nicht verraten – und auch Maschinen (wenn auch nicht die stärksten auf den schnellsten Rechnern) bemerken erst nach über 10 Minuten, dass Weiß sich dazu einiges erlauben kann. Dann nämlich verschwindet eine bestimmte Variante aus den angezeigten, weil Schwarz sie nicht überlebt. Nur soviel noch: die beiden gewannen eigentlich gleich meine Partie mit, da Herr Fegebank und ich mangels eigener Turbulenzen sehr interessiert aufs Nachbarbrett schauten – er vielleicht das ein oder andere Minütchen zu lange. Und: hätte ich zwischendurch wetten dürfen, dann auf Fabian, da meine Erfahrung ist, dass man ihm besser nicht Material zum Verzinsen anvertraut; das behält er üblicherweise einfach ein.

Na denn ratet mal schön oder schmeißt die Rechner an – Markus wird vielleicht auch noch eine Analyse bringen oder Trainingsmaterial daraus machen. Und für Fabian mag der Trost bleiben, dass er eigentlich nichts falsch gemacht hat, außer nicht zu akzeptieren, dass Weiß sich hier eben doch mit einem Mehrbauern stabilisieren kann.

Außerdem werfen wir noch einen kurzen Blick in die 2. Gruppe: dort ist Sven Böttcher nach seinem gestrigen auch nicht ganz uninteressanten Sieg kaum noch der Überraschungsaufstieg zu nehmen (mit Startnummer 8 von 9). Die übrigen Diogenesen liefen derweil in allen Gruppen auch kräftig … aber leider nur DWZ ab; auch Hans-Werner in Gr. 4, der gestern aber vielleicht die Kurve zum Guten nahm. Leude Leude, das muss besser werden in den Mannschaftskämpfen!

 

So … nun gibt es von den Kontrahenten die ersten Stimmen zur Partie: Fabians erste Analyse zieht 1.Lf4 dem Partiezug Le3 vor. F15 findet, dass die Partie danach ziemlich ausgeglichen steht (1) – aus menschlicher Sicht wohl eher unklar aber mit Kompensation für S. In der Partie spielte Markus also 1.Le3! Der Zug Le3 fiel mir insofern leicht, weil ich in der Stellung nichts anderes vernünftiges ziehen kann, oder? Sozusagen gezwungen zum Schönspielen. Nachdem Fabian die Annahme des Opfers der durchaus spielbaren aber eben nicht ganz den Minusbauern kompensierenden Variante 1… Lxe3 2.Dxe3 a6 3.b3 The8 4.Dh6 Ld3 5.Tfd1 += (2) vorzog, ergab sich eine entscheidende Gabelung nach 1.Le3 Lxb2 2.Dxa7 Lxa1 3.Da8+… Kd7 oder Kc7 (3)? Fabian meint zu seinem Zug Kc7: Ich habe mich [nach 3… Kc7 4.Lf4+ Td6 5.Lxd6+ Kxd6 6.Dxb7] nur falsch verteidigt. Statt Td8 muss ich De5 ziehen und der Rechner findet für beide Seiten nichts Besseres als Remis (zumindest in der 2 Minuten Kurz-Analyse), während Markus überzeugt ist: Nach Kc7 … war es mehr oder weniger forciert gewonnen, weil ich nach Lf4 dort sofort Material zurückbekomme und nicht einen Turm weniger habe.

Markus-Fabian Lf4          Markus-Fabian Le3 b

(1) 1.Lf4 g5 2.Lg3 g4 3.Le2 h5 (=)    (2) 1.Le3 Lxe3 2.Dxe3 a6 3.b3 The8 4.Dh6 Ld3 5.Tfd1 +=     

Markus-Fabian Da8         Markus-Fabian Db7

(3) 3… Kd7 oder Kc7?                                    (4) 3… Kc7 4.Lf4+ Td6 5.Lxd6+ Kxd6 6.Dxb7

F15 meint zu 6… De5, dass die Sache nach 7.Td1+ Ld4 8.c5+ Dxc5 (8… Kxc5 9.Tc1+!) 9.Dg7 (5) für W relativ klar ist … UPDATE: Man muss aber ja nicht auf c5 nehmen wie Fabian richtig anmerkt: Mein Rechner gibt jedoch die wie ich denke recht forcierte Variante (auch für Weiß) (5a) 8… Ke6! 9.Dxc6+ Kf7 10.Dd5+ Dxd5 11.Lxd5+ Kf6 12.Txd4 Td8 13.Td1 Lc2 14.Td2/d4 Lf5 (5b) mit Zugwiederholung an. Ich sehe nicht, wie Weiß dem ausweichen soll. Zusammen mit dem g4-Mini-Vorteil Endspiel, das die Engine als Remis einschätzt beruht meine „Kc7 scheint Remis zu sein“-Aussage auf dieser Zugwiederholung. Markus merkt weiter an: Nach Kd7 statt Kc7 ist die Stellung total chaotisch und die Engine sagt 0.08?! Weiß bekommt 3 Bauern für den Turm und Initiative. F15 schätzt W leicht im Vorteil (+0,4) nach 3… Kd7 4.Db7+ Ke8 5.Te1 Kf8 6.Lc5+ Kg8 7.Lxc6 mit der „chaotischen“ Stellung (6). S kann hier leicht die Partie einstellen – z. B. wird er nach 7… Lc3 mattgesetzt! (5-zügig). W braucht dagegen starke Nerven mit einem Turm weniger – Genauigkeit wird von beiden verlangt. Nach der schwächeren Verteidigung 6… Td8 folgten 2 hübsche Königssperren (und nicht etwa das verlockende Dxc6+? nach dem der schwarze König flüchten kann): 7.Te1! (7) Ld7 8.c5+! Kxc5? 9. Te1! (8) und der schwarze König verhält sich auch weiterhin sehr entgegenkommend, was die Partie entschied – auch wenn mir die genaue Zugfolge nicht bekannt ist.

Markus-Fabian De5        Markus-Fabian De5b

(5) 6… De5 7.Td1+ Ld4 8.c5+ Dxc5 9.Dg7   (5a) 6… De5 7.Td1+ Ld4 8.c5+ -> Ke6! 

 Markus-Fabian De5c          Markus-Fabian Kd7

(5b) 8… Ke6 9.Dxc6+ Kf7 10.Dd5+ Dxd5 11. Lxd5+ Kf6 12. Txd4 Td8   (6) 3… Kd7 4.Db7+ Ke8 5.Te1 Kf8 6.Lc5+ Kg8 7.Lxc6

Markus-Fabian Te1          Td1

                   (7) Tf1-e1!                                                               (8) Te1-d1!