Heute (27.08.) starteten die Hamburger Pokalmannschaftsmeisterschaften 2023.
Insgesamt fanden sich 19 Mannschaften verschiedenster Spielstärken ein. Konkrete Vorbereitung: Schwierig bzw. unmöglich, da niemand wusste, gegen wen denn zu spielen sei. Das macht natürlich auch ein wenig den Reiz des Pokals aus. Vielleicht bekommt man eine Mannschaft mit Titelträgern zugelost, vielleicht aber auch eine mit eher wenig erfahrenen Spielern.
Wir traten zur ersten Runde mit Markus, Fabian, Christian K. und mir an. Damit gehörten wir nach HSK I wenig überraschend zu den nominell stärksten Mannschaften und waren vermutlich für niemanden das sogenannte „Wunschlos“.
Die Auslosung bescherte uns HSK III. Was sich dahinter verbarg: Vier Jugendliche, die in der kommenden Saison in der Landesliga spielen werden und einen DWZ-Schnitt von etwas mehr als 2000 (2012) mitbrachten. Da wir im Schnitt gut 150 Punkte mehr hatten, waren wir natürlich favorisiert, es wären mehrere nominell stärkere Gegner möglich gewesen, und doch lässt sich ganz klar sagen: Das berühmte Wunschlos ist eine motivierte, gute Jugendmannschaft natürlich nicht.
Das zeigte sich dann auch in dem Kampf. Es war der längste Kampf im Raum, an dem alle vier Bretter spielten (auch wenn das bei der kurzen Bedenkzeit immer noch für Schachverhältnisse nicht besonders lang war).
Christian (Brett 4 mit Weiß) spielte eine interessante Partie, mit einer klassischen Struktur: Eigene Initiative am Königsflügel, bei etwas ramponiertem eigenen Damenflügel. Hat man am Königsflügel genug, dann gewinnt man oder beschäftigt zumindest sämtliche gegnerische Figuren. Hat man nicht genug oder greift man fehl, landet man in einem schlechten Endspiel. Was genau passierte habe ich nicht mitbekommen, aber es wurde letztendlich das Endspiel, das er dann nicht halten konnte.
Fabian (Brett 3 mit Schwarz) spielte nach einem „Unfall“ am Vortag leicht mitgenommen an Brett 3 und traf auf einen Jugendlichen, der derzeit auf das MCG geht und dementsprechend schon diverse Male von Fabian/mir bei verschiedenen Gelegenheiten betreut wurde. Fabian kam nicht gut aus der Eröffnung und fand sich in einer Stellung wieder, die eigentlich nur zwei Ergebnisse zulässt. Dann jedoch wollte sein Gegner zu viel, verlor seinen Vorteil und lief dann direkt in eine Taktik, die die Partie sofort beendete.
Ich (Brett 2 mit Schwarz) bekam vom aktuellen Hamburger Meister U16 eine Theorievariante vorgesetzt. Die war mir allerdings ebenso bekannt wie meinem Gegner. Trotzdem verwechselte ich später ein Detail, das mich in einer objektiv eher schwierigen Stellung zurückließ. Glücklicherweise war mein Gegner mit meinem Versehen ebenso „out of book“, fand nicht den korrekten Weg zu Vorteil, und wie es dann in scharfen Stellungen so ist, fiel das dann relativ schnell zu meinen Gunsten auseinander.
Markus (Brett 1 mit Weiß) stand die komplette Zeit etwas besser, sein Gegner leistete allerdings hartnäckige Gegenwehr. Das ganze endete in einem langen Endspiel. Aufgrund der Matchsituation wählte Markus stets den „sicheren Weg“. So drückte er zwar eine ganze Weile, doch sein Gegner fiel nicht um, am Ende Remis.
Mit 2,5 : 1,5 sind wir also eine Runde weiter. Für die Begradigungsrunde am Nachmittag bekamen wir ein Freilos. In einer Woche geht es dann im Viertelfinale gegen HSK V, wo wir sicherlich das Halbfinale (und vielleicht auch mehr) erreichen wollen.
Details finden sich hier: HPMM 2023 (hamburger-schachverband.de)
Update (am 02.09.):
Heute wurden Viertel- und Halbfinale gespielt.
Wir spielten mit Fabian, Ralf, Robert und mir. Gegen HSK V, das Überraschungsteam im Viertelfinale, waren wir haushoher Favorit, was sich dann auch zeigte. Obwohl meine Partie nicht wirklich souverän war, so war der Kampf doch nie in Gefahr. Auch wenn man unseren Gegnern das Kompliment zugestehen muss, von Anfang bis Ende mutig dagegen gehalten zu haben, wurde es letztendlich ein deutlicher 4 : 0 Sieg.
Das Halbfinale bescherte uns Marmstorf. Und es war klar, bei den jeweiligen Aufstellungen waren wir Außenseiter. Wir überlegten uns natürlich im Vorfeld, wie wir das angehen wollen, so tauschten Fabian und ich die Bretter und wollten versuchen gegen unsere beiden etwa gleichstarken Gegner Stellungen mit Gewinnpotenzial zu kreieren. Ralf und Robert sahen sich jeweils einem Elonachteil von etwa 200 Punkten ausgesetzt. Das ist zwar weit entfernt von chancenlos, und doch ein Zeichen, dass wir versuchen sollten an den anderen Brettern voll zu punkten.
Das zeigte sich dann auch im Kampf. Mir gelang es nicht mit Schwarz gegen die „doppelte Sicherheitsvariante“ etwas herauszuholen. Ein problemfreies Schwarzremis gegen 2288 Elo ist zwar prinzipiell keine Katastrophe, half uns aber im konkreten Kampf nicht weiter. Ähnlich erging es Fabian, der mit Weiß zumindest eine Spielstellung erhielt, und das gegnerische Remisangebot ablehnte. Währenddessen stand Ralf schlecht und Robert gut. Letztendlich verlor Ralf, nachdem er aus einer etwas missglückt wirkenden Eröffnung nicht vollends zurückkommen konnte, während Roberts Vorteil nach und nach verflachte. Damit war klar, dass Fabian für einen Finaleinzug gewinnen müsste. So richtig gute Gewinnchancen kamen allerdings nicht auf. Letztendlich haben wir also durchaus verdient knapp mit 1,5 : 2,5 gegen ein sehr starkes Marmstorf verloren und verabschieden uns im Halbfinale aus dem Pokal.