Etwas später als üblich – Corona sei Dank – findet zur Zeit eines der 4 Qualifikationsturniere für die Deutsche Schach Amateurmeisterschaft statt. Anderes Hotel, und alles etwas kleiner, die Gruppen sind auf verschiedene Räume verteilt, und so sind diesmal 3 Diogenesen am Start. Achim auf Rang 4 der Rangliste in Gruppe C, Stefan als Nummer 7 in Gruppe D, und Klaus als Topgesetzter in Gruppe E. Und der Freitag lief gut.
Klaus startete mit einem ungewöhnlichen Sieg – denn er verbrauchte dabei tatsächlich mehr Zeit als sein Gegner. Viel mehr kann ich leider nicht dazu sagen. In Runde zwei reichte es leider nur für ein Remis, aber mit 1,5/2 steht er immerhin Rang 12.
Bei Stefan konnte ich ebenfalls wenig beobachten – aber in der Tabelle steht er mit 2/2 auf dem geteilten ersten Platz.
Ich spielte in Runde 1 ganz ordentlich, allerdings zog sich die Partie über gut 4 Stunden hin. Auf den ersten Blick sind mir keine großen Fehler aufgefallen, doch das Endspiel zog sich doch recht lange hin. Selbst als ich meinen Freibauern in einen Mehrläufer umwandeln konnte, kämpfte mein Gegner bis kurz vom Matt. Dagegen war die Partie in Runde 2 an Tisch 1 ein elendiges Glücksspiel. Es wurde recht offen gespielt, einiges getauscht, und plötzlich stand ich unter Druck. Nach meinem 23 Zug sah ich ca. 1 min später einen Verlust von T+B gegen L. Mein Gegner überlegte dagegen ca. 20 Minuten und fand dann einen Zug, der mir klare Angriffsmöglichkeiten und einen Bauerngewinn bescherte. Im Anschluss wählte ich zweimal einen Figurentausch anstelle eines möglichen Materialgewinns mit unklarer Abwicklung. All dies führte zu einem Endspiel mit L+S+4 sich gegenüber stehenden Bauern, nur dass ich noch einen zusätzlichen Freibauern hatte. Eine ungenaue Abwicklung meinerseits ermöglichte einen Läufertausch, doch war es an meinem Gegner, den entscheidenden Fehler zu machen.
36. Sxh6? Auf den ersten Blick ist das Material jetzt ausgeglichen, aber nach f5 37. g4 Kg7 ist der weiße Springer gefangen, und der c-Bauer lenkt den König so weit aber, dass der schwarze Springer genüsslich einen Bauern nach dem anderen abräumt. Unverdient, aber auch so kann man mit 2/2 auf Platz 4 stehen.
Und morgen gehts weiter – Details findet ihr auf der Turnierseite (externer Link).
Samstag
Der Vormittag brachte einen 3 weitere Punkte für den SC Diogenes. Zu den Partien von Klaus und Stefan kann ich nicht viel sagen, denn meine Vormittag war durchaus „interessant“.
Als ich um 9:02 ans Brett kam (ich hatte eine Straßensperrung nicht auf der Reihe), war mein Gegner nicht da, mein Bauer stand statt auf g2 auf g4 und die Uhr meines Gegners lief. Nach kurzer Konsultation mit Jürgen Kohlstedt durfte ich den ersten Zug korrigieren. Einige Minuten später wies mich ein früherer Gegner meines Gegners darauf hin, dass dieser die Karenzzeit eigentlich immer voll ausnutzt und auch sonst für die eine oder andere Zickerei gut sei. Um 9:16 war mein Gegner noch immer nicht zu sehen, und da die 15 Minuten Karenzzeit abgelaufen waren, stoppte der Saalschiedsrichter meine Uhr und erklärte mich zum kampflosen Sieger. Kurt darauf erschien mein Gegner und war empört ob seiner Niederlage. Er hatte doch einen Zug gemacht und ist dann erst mal weggegangen, um seine Medizin zu nehmen. Es stellte sich heraus, dass (so die offizielle Aussage der Schiedsrichter) er wohl vor dem offiziellen Beginn der Partie einen Zug mit der falschen Farbe gemacht hat und dann gegangen ist – die Uhr wurde angeblich von einem Schiedsrichter in Gang gesetzt. Wie dem auch sei, nach weiteren Diskussionen – allen anderen geht es doch eh nur um die Punkte – und der Drohung, nie wieder bei diesem Turnier mitzuspielen – 15 Minuten Karenzzeit sind eh eine willkürliche Festlegung und eigentlich ein Skandal – fiel die Entscheidung, die Partie doch zu spielen. Weshalb mein Gegner wieder mit voller Bedenkzeit spielen durfte – angeblich spielt er eh sehr schnell – erschloss sich mir nicht, aber egal, ich spiele ja eigentlich auch schnell.
Nach 3 Halbzügen verließ mein Gegner (am Zug) erst mal für 15 Minuten den Spielsaal, weil er sich erst mal seinen Kugelschreiber holen musste – falls dieser im Hotelzimmer lag, war dies sein erster Regelverstoß in der 2. Version der Partie. Nach dem 13. Zug – ich spielte recht dicht an meinem üblichen Stiefel, rochierte allerdings lang, er startete mit den 3 Zügen d6, h6 und g5 eher skurril – folgte ein Remisangebot. Ich bewertete die Stellung nicht so klar wie Stockfish (+4,5), aber selbst bei ausgeglichener Stellung hätte ich dieses Angebot nach der Vorgeschichte nicht angenommen. Nach dem 17. Zug verließ er den Raum erneut für längere Zeit, und als er zurückkam, legte er als erstes einen Stapel Turnierflyer mit seinem Namen drauf und seinen Zimmerschlüssel auf den Tisch – für mich klare Indizien für einen weiteren Regelverstoß. Da fallen die teilweise lächerlich kraftvoll ausgeführten Züge gar nicht auf, auch wenn diese mit dem Thema Turnierruhe wenig kompartibel waren. Wie dem auch sei, ich dachte, ich würde in ein Endspiel mit Mehrfigur abwickeln (nach einer zwischenzeitlichen Bewertung von +8 nicht wirklich viel), der Computer zeigt mir aber gerade, dass ich meinem Gegner eine Ausgleichschance gelassen habe, die er zum Glück (seine Zeit war trotz der geschenkten 16 Minuten mittlerweile ziemlich knapp) nicht fand.
Zur Zeitkontrolle hatte ich dann ein Endspiel mit jeweils 3 sich gegenüber stehenden Bauern, je einem Turm, ungleichfarbigen Läufern – und einen kleinen Zusatzspringer. Auch nach einem Läufertausch (Stellung +7,7) wehrte sich mein Gegner weiter. Erst nach 71 Zügen ließ er sich davon überzeugen, dass König + a-Bauer gegen König meist Remis ist – nicht aber, wenn man neben dem Bauern noch einen Springer hat.
Nach der 3. Runde standen Stefan und ich jeweils auf Platz 1, Klaus war auf Platz 5 vorgerückt. Aber am Nachmittag lief es dann nicht mehr so. Nachdem mir in der Mittagpause eine Wasserflasche in meinem Rucksack ausgelaufen ist, fand ich mich an Brett 1 umringt von HSK-Kindern (ok, Jugendlichen) wieder. Und es folgte eine von diesen Partien, wo ich im 5. Zug den ersten Fehler machte und etwas später 5 Züge lang in Folge keinen Zug fand, der in den Top 3 des Computers lag. Nach einer Stunde war ich hoffnungslos zusammen geschoben, gab auf und stehe jetzt mit 3/4 auf Platz 8. Dummerweise wurde ich für die letzte Runde zu einem weiteren HSK-Kind hochgelost, dass ich wohl irgendwie schlagen muss. Auch Stefan verlor und steht mit 3 Punkte auf Rang 7. Besser sieht es bei Klaus aus – er konnte seinen dritten Sieg einfahren und steht mit 3,5 Punkten auf Platz 4. Ein Remis morgen müsste sowohl für ihn als auch für seinen Gegner für die Endrundenqualifikation reichen.
Sonntag
Hier schon einmal kurz die Ergebnisse: Der Gegner von Klaus lehnte ein frühes Remis ab, es folgte ein kurzes Gemetzel, und am Ende ging dies für Klaus verloren. 3,5/5 war trotzdem nicht schlecht, ob es für die Endrunde reicht, zeigt sich erst heute Nachmittag.
Stefan machte es besser. Er fand eine Variante, wo er schön den Springer auf h7 opfern konnte, und seine Dame machte im Zusammenspiel mit den beiden Läufern einen Garaus. 4/5 nach Platz 7 vor der letzten Runde, das sollte für die Qualifikation locker reichen. Glückwunsch an Stefan.
Ich musste wie gesagt gewinnen, doch wie immer ist das blöd, wenn der Gegner weiß, wie man eine Eröffnung spielt. Ich versuchte eine recht aggressive Eröffnung, wurde aber recht sauber ausgekontert und verlor relativ klar. 3/5 waren zum Thema Zahlen wohl ok, für die Quali reichte das – wie meistens in Hamburg – vermutlich nicht.
Und hier haben wir auch die Ergebnisse: ich landete mit einer – für jemanden, der mit 3/3 gestartet ist – erstaunlich schlechten Buchholz auf Rang 14, Stefan erreichte Platz 5 und Klaus Platz 7 – d.h. wir haben 2 Qualifikanten für die Endrunde.