15. Deutsche Amateurmeisterschaft – Endrunde in Halle

Immerhin 2 Diogenesen waren beim Finale der diesjährigen Amateurmeisterschaft dabei – „Proffi“ Axel in der A-Gruppe und Achim in der C-Gruppe. Für das Siegertreppchen hat es für keinen von beiden gereicht, dennoch möchte ich ein paar Zeilen dazu schreiben.Beginnen wir mit ein paar allgemeinen Worten. Wenn auch die 15 keine besonders runde Zahl ist, war dieses Jahr doch durchaus etwas besonderes im Rahmen dieser Turnierserie. Nicht nur, dass in  der Vorrunde in Kassel die 25.000 Teilnahme (aufgrund der Zahlen, die in Halle genannt wurden, vermute ich, dass hier die Endrunden nicht mitgerechnet wurden) an dieser Serie vermeldet werden konnte (aufgeteilt auf ich meine knapp 9000 verschiedene Spieler), die Endrunde in Halle war zugleich das einhundertste Turnier in der Serie. Das musste natürlich gefeiert werden, und so gab es zum Abschluss der Siegerehrung ein Feuerwerk sowie einige Ehrengäste, u.a. den Präsidenten des Deutschen Schachbunds IM Herbert Bastian sowie unseren alten Diogenesen, den Geschäftsführer der Schachjugend, Jörg Schulz. Dieser wurde vor Ort davon überrascht, dass er eine Krawatte tragen musste und die Siegerinterviews führen durfte – eine unterhaltsame Entscheidung, nur nicht für die Sieger, die von ihm mit reichlich investigativen Fragen gelöchert wurden. Bei den Siegerinnen der Damenwertung wurde wohlweislich auf die Interviews verzichtet.

Wie aber schnitten die Diogenesen ab? Axel begann das Turnier nach einer spätabendlichen Schlacht mit seinem Autovermieter gleich mal mit einer Seeschlange. Remis in Runde 1 nach über hundert Zügen, so dass seine 2. Partie des Tages ca. 30 min nach hinten verlegt wurde. Nichts desto trotz konnte er diese Partie gewinnen. In Runde 3 folgte ein weiteres Remis, während wir uns in der 4. Runde nach 14 Zügen ziemlich sicher waren, dass es diesmal einen Sieger geben würde. Zu diesem Zeitpunkt hatte sein schwarzer Springer bereit auf h2 geschlagen, und die gesamte Stellung sah nur noch beiderseitig krank aus. Doch auch diese Partie endete remis, und mit einem weiteren schnellen Remis in der letzten Runde erreichte er mit 3/5 einen geteilten 8. Platz. Ein Sieg in dieser Runde hätte übrigens noch für Platz 4 gereicht.

Achim verpatzte in Runde 1 mal wieder die schwarze Eröffnung. Irgendwann versuchte er den Brüllangriff am Königsflügel, doch der führte nicht zum erhofften Matt. Stattdessen verlieft sich die Dame im Angriff, und als Fritz die Stellung auf ca. -1,7 schätzte, nahm er einen Bauern, statt in die Verteidigung zu rücken, was die Wertung aufgrund eines zweizügigen Matts, dass sich nur per Damenopfer vermeiden ließ, mal eben auf -17. Runde 2 lieferte dagegen eine angenehme Weißpartie, auch wenn der Computer die Stellung nur als knapp besser bewertete, hatte Achim doch einen großen positionellen Vorteil, weil er die gegnerische Struktur Lb8-Dc7 dank seines c-Freibauerns zementieren konnte und den Raumvorteil irgendwann nutzen konnte.

In Runde 3 ging es erneut mit Weiß gegen die spätere Siegerin der Damenwertung. Auch hier gab es wohl gewisse Aktivitätsvorteile, doch als einiges getauscht wurde und nur noch jeweils D+L+5 Bauern auf dem Brett waren, war ein Sieg unrealistisch – 1,5/3. Damit war das Turnier im Grunde gelaufen, und so bemühte ich mich in Runde 4, ähnlich abartiges Schach wie Axel aufs Brett zu bringen. Und so kam es zu einer typischen Partie, wenn der eine kurz und der andere lang rochiert und beide dann einfach mal ohne Rücksicht auf Verluste einen Königsangriff starten. In der Kurzanalyse mit Axel unterbrach er diverse Male in der Annahme, dass es in dieser Situation taktische Möglichkeiten geben musste, konnte aber keine klaren Varianten finden. Auch Achim und sein 14jähriger Gegner brauchten viel Zeit, um die taktischen Möglichkeiten auszuloten, doch letzten Endes erreichte der erfahrenere Zocker ein klar gewonnenes Endspiel mit D+T+S+6B gegen D+T+S+4B. Man hätte also nur noch die Partie sicher nach Hause spielen müssen. Achim aber entschied sich, einen schnellen Königsangriff zu starten, verlor für den aktiven Turm beim Damentausch seinen a-Bauern und ignorierte den gegnerischen a-Bauern so lange, bis er ihn plötzlich nicht mehr aufhalten konnte. Aber bis zum Endspiel war die Partie lustig. In der Abschlussrunde folgte eine unmotivierte Partie gegen eine weitere Gegnerin, mit einem unsauberen Bauernvorstoß ging ein Bauer verloren, und als seine Gegnerin sich gerade so solide mit dem Mehrfreibauern aufgestellt hatte, dass er nach ein, zwei weiteren billigen Schummelversuchen aufgeben wollte, um den Tag sinnvoller zu nutzen, kam ein Remisangebot. 2/5, Platz 24/34 – aber zumindest müsste das ein weiteres Jahr in der C-Gruppe gesichert haben.

Insgesamt ein nettes Turnier, parallel wurde noch der Sieger des Dähne-Pokals ermittelt, und im Grunde genommen war das Hotel auch ok – bis darauf, dass ich 10€/Nacht für ein angeblich renoviertes Zimmer mehr zahlen sollte, weil ich angeblich erst ab Donnerstag gebucht hatte, und das Gratis-WLAN der Telekom, dass im Rahmen des Turniers völlig überlastet war. Glückwunsch auch an den Schachfreund Michael Keuchen für Platz 7 in der B sowie an die Schachfreunde Sasel, die immerhin drei der 42 Preise einheimsen durften. Unter anderem gab es da den Sieger der F-Gruppe, Hannes Helbig, der erst seit November im Verein ist und schon Deutscher Meister. Da sein anderes Hobby Tennis ist, und er diesen Sport schon seit Jahren im Verein betreibt, stellte Jörg natürlich die Frage, wie oft er denn schon Deutscher Tennismeister geworden ist, um dann festzustellen, dass Schach für ihn wohl doch der geeignetere Sport sei.