Herzliche Glückwünsche zum Siebzigsten, Werner! Nun mit Update!

Dr. Werner Schulenburg ist einer unserer Gründer – und prägt unseren Verein auf ganz besondere Art und Weise. Einerseits war er in den ersten Jahren Spitzenspieler und im MCG, noch beim SC Concordia einer unserer Jugendtrainer  – und zwar ein anspruchsvoller. Das kann ich erzählen, weil ich selbst bei ihm trainierte und das Gefühl hatte, bei Werner auch in Bereichen herausgefordert zu werden, in die sich der Jugendliche, zum offenen Schlagabtausch „erzogene“ e4-Spieler nur gequält begibt: die saubere Beurteilung positioneller Aspekte, ohne die Taktik zu vernachlässigen (Fabian und Torben können genau das!). Der mir von ihm empfohlene und noch immer in meinem Schachbuchregal nicht vollkommen verstaubte Klassiker „666 Kurzpartien“ von Kurt Richter unterstreicht diese Note einerseits und lockert das positionell verknotete Hirn andererseits. Aber dies ist ja nur die kleine anekdotische Wirkung auf mich. Werner wurde auch Familienmensch – drei der vier Söhne des Ehepaars Schulenburg sind zusammen mit ihm Mitglieder unseres Vereins. Martin ist nach wie vor Fördermitglied wie auch Werner selbst und Fabian und Torben kennt Ihr – nicht „nur“ als Spitzenspieler sondern auch besonders als Diogenesen mit Verantwortungsgefühl, die unsere Jugendarbeit über mehr als ein Jahrzehnt prägten und bis heute unterstützen und regelmäßig Zeit für unseren Vorstand geben.

Werner, Martin,  Stolli, Pommi Tonne

Werner, Martin,
Stolli, Pommi
Tonne

Und nun gebe ich sehr gern weiter an deinen besten Freund aus Gründungszeiten – unseren nicht ganz an unserer Existenz unschuldigen „Pommi“:

70 Jahre und ein bisschen weise – das gilt jetzt auch für das andere Gründungsmitglied unseres Vereins, Dr. Werner Schulenburg. Und ich kenne ihn sogar noch länger als die stolzen 46 Jahre, die unser Verein jetzt schon existiert, nämlich seit 1965. Das war das Jahr als ich meine erste Jugendgruppe am MCG aufmachte, letztlich die Gründungszelle des SC Diogenes, denn fünf der sieben Gründungsmitglieder (neben uns beiden Michael Stollberg, Rainer Teichmann und Wolfgang Rothe) waren in meiner Gruppe. Es war eine tolle Zeit, mit Freundschaften, die bis heute gehalten haben, viel Schach und mit vielen verrückten Ideen, die die Schulschachgruppe und damals noch den SC Concordia mit an die Spitze des Hamburger Jugendschachs brachten.

Und eine solche verrückte Idee war es auch, die uns 1977 auf die Idee brachte, einen eigenen Schachverein zu gründen, einen Verein für unsere Jugendlichen. Das funktionierte bei Cordi schon länger nicht mehr, und damals sagten wir uns: Und wenn es nur ein paar Jahre sind, wir machen das!

Auch Werner war mit Begeisterung dabei, und die konnte auch nicht trüben, dass wir Erwachsene – anders als die Jugend – ganz unten anfangen mussten. Das war weder für uns noch für unsere Gegner ein Vergnügen, und wir machten uns immer einen kleinen „Spaß“ daraus zu wetten, wer von uns denn als Schnellster fertig sein würde. Die 70erJahre sahen uns aber auch auf Schnellturnieren in ganz Deutschland, und von einem solchen Turnier brachten wir ein kleines Bierfass Herforder Plis mit, dass beim WM-Eröffnungsspiel gegen Polen geleert und zu unserer Vereinstonne wurde.

An einem Montagabend, schon damals und jetzt schon lange wieder im Fahrenkamp, sprach Werner mich an und zeigte mir das Foto einer jungen Frau. Und die treffen wir auch heute noch jedes Mal wenn wir bei Werner sind …

Werner studierte dann erfolgreich Betriebswirtschaft (wesentlich zielstrebiger als ich…) und arbeitete dann ebenfalls erfolgreich Jahrzehnte in einer Unternehmensberatung. Und in einem weiteren Punkt war er erfolgreicher als ich: Er hatte nicht nur drei, sondern vier Kinder, die er alle zum Schachspielen brachte, und mit Fabian und Torben leistete er einen sehr, sehr nachhaltigen Beitrag dafür, dass unser Verein noch heute mit immer noch dem gleichen Grundkonzept, nämlich der Einbindung des eigenen Nachwuchses, erfolgreich arbeitet.

Ich wünsche Werner, der auch durch seinen unerschütterlichen Optimismus zahlreiche gesundheitliche Krisen souverän gemeistert hat, noch viele, viele schöne Jahre zusammen mit  seiner Familie, seinem Enkelkind und natürlich auch mit meiner Familie, im Ki-Treff (der Name ist eigentlich etwas überholt) und im monatlichen Doppelkopf – natürlich mit Michael Stollberg und Wolfgang Rothe. Was gibt es Schöneres als Freundschaften, die ein Leben lang halten!

(Michael Pommerening, Wandsbeker)

 

Und ein weiterer Weggefährte – vielleicht der bekannteste unseres Vereins, berichtet Interessantes mit Werner, das Euch nicht verborgen bleiben darf (… nur weil ich bei ihm recht spät anfragte):

 

Werner Schulenburg – der Grandseigneur im Verein

Es war Ende der Neunziger als mich, damals Geschäftsführer der Deutschen Schachjugend, ein Vater bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Oberhof ansprach. Gut, das ist nichts Besonderes, das passiert ständig, doch dieser Vater hieß Dr. Werner Schulenburg. Er begleitete als Schachpapa Fabian zur DEM. Und das war eine echte Überraschung. Seit vielen Jahren hatte ich nichts mehr von ihm gehört, war ja auch seit 1990 in Berlin ansässig, und nun stand er vor mir: der frühere Jugendspitzenspieler, Jugendtrainer und mit mir zusammen Gründungsmitglied des SC Diogenes! Und jetzt als Papa, dessen Kind ich nun betreue.

Da kamen Erinnerungen hoch an ihn, natürlich auch an Michael Pommerening (Pommi), Michael Stollberg (Stolli), Detlef Melzer, Rainer Teichmann, Rüdiger Haase und viele andere.

Sie alle haben uns zum Schach gebracht, haben uns trainiert, motiviert. Ihr Vorbild war so groß, dass wir ihnen gefolgt sind in der Jugendleitung, in der Begeisterung für den Schachsport.

Wir die Nachfolgergeneration hatten eigentlich keinen persönlichen Grund uns vom SC Concordia zu trennen. Das betraf mehr die Genannten, die bei Cordi schachlich kaltgestellt wurden und daher die Idee hatten, einen eigenen Verein zu gründen. Doch ein Verein ohne Jugend? Da kamen wir ins Spiel, Jörn Claussen, Joachim Harnack und ich, die damals schon den Jugendbereich leiteten, die Schachgruppe am Matthias-Claudius-Gymnasium. Wir sagten zu und brachten die Kinder und Jugendlichen mit in den neuen Verein.

Wie gesagt, das klappte nur, weil das Verhältnis von uns zu unseren Trainern so gut war, dass wir ihnen guten Gewissens folgen konnten und wir die Idee dann gemeinsam realisieren konnte.

In meiner Erinnerung an früher ragte aus der genannten Gruppe Werner immer heraus, er spielte eine besondere Rolle. Schachlich wohl der Beste, oder doch Pommi? Sollen die sich drum streiten.

Werner war für uns Kinder, Jugendliche eine Respektperson, aber keiner mit dem man über Tisch und Bänke springen konnte. Er zeigte sich immer etwas reserviert. Er stand bei Fußballspielen zum Beispiel auf den Schachreisen adrett gekleidet neben dem Spielfeld und schaute zu. Ganz anders Pommi, der sich entweder als Mittelstürmer oder Torwart ins Getümmel stürzte und verdreckt den Platz verließ. Das war nichts für Werner. Sport? No way, Schach als Sport reichte ihm vollkommen. Und dass er sich an Wasserschlachten in den Fluren der Schullandheimen beteiligte, daran kann ich mich nicht erinnern, ganz anders als bei Stolli oder Detlef.

Dafür war er für jedes Spiel zu gewinnen, bei dem man seinen Kopf benutzen musste. Er war eine Institution im Verein, anerkannt und geschätzt. Und er passte bestens ins Team rund um Pommi. Gute Teams entstehen, da sich dort unterschiedliche Charaktere treffen und zusammenfinden. So war das später auch, als die nachfolgenden Generationen in Werners Fußstapfen und die der anderen traten und hoffentlich im Sinne von ihnen die Arbeit fortsetzten.

Werner und Co haben uns dabei gut beraten und bei unseren ersten Schritten mit Tipps geholfen. Nicht besserwisserisch, aber unschätzbar wichtig für unsere eigene Entwicklung Verantwortung zu übernehmen und gute Jugendarbeit zu machen.

Lieber Werner, herzlichen Glückwunsch zum Siebzigsten.

Als ich davon hörte, war ich – gerade selbst 66 geworden – überrascht, dass so wenige Jahre zwischen uns liegen, im Rückblick dachte ich, es wären viel mehr Jahre. So verschwimmt alles in der Erinnerung.

Jörg Schulz