Schwarzach – nicht viel Neues im Urlaub – und das ist eigentlich auch gut so!

Zugunsten der Tonne – und der Zeit, die es braucht, Patien einzubinden, ködern wir euch erstmal nur mit schönen Versprechungen:

Schachlich hatte am Ende nur der Motivierteste [1] unter uns eine Wertzahl-Steigerung bzw. überhaupt die erste ELO im Gepäck – eine Kostprobe seiner sehr interessanten Partien folgt unten. Micheles den alten Haufen auffrischende Eloquenz hätte die FIDE im Übrigen auch ohne Patienergebnisse überzeugt, für den Anfang ne 2000 auf Verdacht rauszuhauen [2]. Alle anderen verhielten sich altersgerecht und übertrugen einige ELO-Punkte – oft an unangenehm starke junge und gefühlt unterbewertete Spieler (U16). Am besten konnte dies noch Ralf ausgleichen, indem er wenigstens mit Weiß einigermaßen überzeugend zuschlug (jedoch nicht in der mindestens zweitverrücktesten unserer Partien gegen den fröhlich freundlichen und am Schachbrett etwas verrückten Olaf Steffens). Seine Schwarzschwäche war aber ausgeprägt [3] – leider auch in der besonderen Partie gegen den inzwischen 80jährigen aber jünger erscheinenden langjährigen Nationalspieler der 60er und 70er, GM HaJo Hecht. Ein gutes Ergebnis gab Ralf in den Runden 6-8 durchnullend her. Christian und ich blieben dagegen blasser unserem Stil recht treu – der eine zu risikolos mit großer sicherer Remisbreite [4]; der andere mit interessanten Partien, in denen er aber zu oft irgendeine wichtige Variante nicht richtig oder zu Ende rechnet [5]. Beide haben wir das vorher vereinbarte Urlaubsbudget von 20 ELO-Punkten überzogen!

Ja und was war mit Kai [6]? Damit kommen wir zum im Durchschnitt angenehmeren Teil der Reise: Kai machte einfach nur Urlaub mit uns: Bergbahnen, Wanderungen – nicht mehr ganz so anstrengend wie früher (nicht etwa, weil wir besser trainiert wären), Minigolf, Sommerrodeln, mal ein Bad im See und die teilweise erfolgreiche Suche, nach kulinarischen Köstlichkeiten! Und all dies vom nach wie vor wunderschönen Stützpunkt des Steinmoarhofes der Familie Fleißner in Goldegg – prima entspannend, wenn man mal nix machen möchte oder zum Mitternachtsbier auf die schachlichen Gräueltaten.

[1] Piroli, Michele: Vorbereitung für Kurzentschlossene. Wie ich Chessbase und Schlaf auf dem Beifahrersitz unter einen Hut bekomme. Schwarzach im Pongau, 2019. [1a]

[1a] Laqua, Christian: Ein kurzes Studium entspannter Körperhaltungen in unechten Siebensitzern. Salzbad im Vorderheck, 2020.

[2] Hierzu der FIDE-Präsident Arkadi Wladimirowitsch Dworkowitsch: Eloquenz hat keine Auswirkung auf Elo-Trends.

[3] Vgl. Hein, Ralf: Das Hein-Gambit. Zweite, überarbeitete Fassung: Jetzt auch mit Kompensation. Frankfurt am Main, 2008.[3a]

[3a] Das Hein-Gambit entsteht nur gegen FM Volker Meier nach den Zügen 1.c4 c5 2.Sf3 e5!? (Die Red.)

[4] Vgl. Laqua, Christian: Meine spannendsten Remis-Partien unter 12 Zügen. Wiesbaden, 2017.

[5] Vgl. Rieling, Thomas, et alii: Ist der Ruf erst ruiniert, spielt sichs gänzlich ungeniert. In: So hoch der Berg, so tief die Zahl – Alpines Schach. Salzburg, 2018

[6] Vgl. Schoenwolff, Kai: My Way. Als Sekundant mit 1. … Sc6! um die Welt. Hamburg, 2019. [7]

[7] Vgl.: Piroli, Michele: FM – der autodidaktische weg zum Fußnotenmeister. Palermo 1999.

 

Bewaffnet mit der Salzburger-Land-Card wurde fast jeden Tags eine Seilbahn ins Hochgebirge ausprobiert – dort wanderten die Lustigen und soffen die Frustigen oder umgekehrt und durchgemischt! Außerdem gerade Thema: Geil! Je 100 m Höhe nimmt die Lufttemperatur etwa 1°C ab!

Und die Bergwelt liefert auch mal etwas Nervenkitzel neben dem Schachbrett – riskant waren:

– Christians Irrlauf als er vom allein angetretenen Weg zur Mittelstation irgendwo abkam, um nach Re-Orientierung die letzte Seilbahnfahrt im Laufschritt sichern zu müssen.

– Eine Sommerrodelbahn über 400 m Höhenunterschied – zumindest nach Ralfs und Kais Meinung,

– Einige Kühe mit Hörnern (das war auch wieder in der Lokalzeitung!),

– Diese 5 Männer samt Wandertüdelkram in eine Gondel mit 480 kg Traglast zu bugsieren,

– Die andauernde Genügsamkeit einflößende Biergemütlichkeit nach den Abendpartien.

Das Wetter widerlegte wieder mal irgendwelche Voraussagen und steigerte seine Temperaturen gegen Ende derart, dass in der Nacht zur vorletzten Runde ein Wolkenbruch mit Krachgewitter die Lage wieder beruhigen musste und mich (TR) dazu verleitete, die letzte Runde wegen der zu erwartenden Hitze im Turniersaal und der nachlassenden Lust am schwachen Spiel doch nicht abzusagen … Lohn war eine verdiente Niederlage gegen den bisher relativ zu mir jüngsten Spieler, gegen den ich bisher aufgeben musste. Diesen Rekord kann ich wahrscheinlich zukünftig noch steigern! Und damit wären wir beim Zahlenwerk:

 

Mitreisende:

Christian Laqua, A-Turnier    Nr. 40 -> Platz 46   4,0/9

Thomas Rieling, A-Turnier     Nr. 46 -> Platz 54   3,5/9

Ralf Hein, A-Turnier                Nr. 47 -> Platz 52    3,5/9

Michele Piroli, B-Turnier        Nr. 46 -> Platz 25    4,5/9

Kai Schoenwolff, Sekundant  Nr. 1 -> Pl. an der Sonne 0,0/0

 

Gewinner:

GM Ante Brkic (CRO, 2573)                                     Nr. 2 -> Pl. 1   7,0/9

FM Jernel Spalir (SLO, 2361)                                  Nr.10 -> Pl. 2   7,0/9

… bester Teilnehmer:

GM Ferenc Berkes (HUN, 2681)                             Nr. 1 -> Pl. 5   6,0/9

… bester Deutscher:

U14-Vizemeister Richard Bethke (GER, 2346)    Nr.11 -> Pl. 8   6,0/9

… bekanntester Meister:

GM Hans-Joachim Hecht (GER, 2326)                 Nr.13 -> Pl.24   5,0/9

 

Meisterquote (7 GM + 7 IM + 13 FM): 39%

Quote unterbewerteten Nachwuchses: unangenehm hoch!

http://chess-results.com/tnr408191.aspx?lan=0&art=1&rd=9&fed=GER&turdet=YES&flag=30

Mit anderen Worten: relativ überzeugen konnte nur Michele! (Nein, auch Kai nicht – denn es wurde trotz wiederholter nächtlicher Vorbereitungsangebote an die weich gewordene Mannschaft lieber zu früh e5 oder f5 gezogen als der schwarze Rechtsspringer – obwohl – langsam überlege ich, das Teil mal früher anzufassen als üblich … aber nur wegen des coolen frisch erworbenen Buchtitels im Sekundantengepäck, der den Grenzern durch die Lappen ging: THE DARK (K)NIGHT!

Den wahren Grund, Schwarzach zu besuchen hat aber auch Michele schon erahnen können: der Steinmoarhof der Familie Fleißner im nahen Goldegg, der in entspannter Atmosphäre so dermaßen verlockende Blicke auf Berg und Tal gewährt, dass Arpad nie auf die Idee gekommen wäre, ein Bewertungssystem für Wettbewerbe zu erfinden.

davsdr dav Sw19 (1) Sw19 (2)