Gestern spielten wir in der Landesliga bei St. Pauli II.
Auswärtskämpfe bei St. Pauli kommen immer mit einem etwas mulmigen Gefühl, zu oft waren die Spielbedingungen ausbaufähig. Auch dieses mal schlug mir bei Ankunft als allererstes der typisch unangenehme Alkoholduft entgegen, den ein Raum am Stadion nach einem Heimspiel so mit sich bringt. Zugegeben war der Geruch dieses mal allerdings weit weniger schlimm als befürchtet und verflüchtigte sich durch Lüftung und Übertünchung durch Anderes (dank an den Kaffee meines Gegners) glücklicherweise recht schnell, als Ausrede taugen Spielbedingungen dieses mal also nicht.
Zum Kampf: Wir mussten zwar auf Axel verzichten, konnten sonst aber aus dem vollen schöpfen. Dennoch ging der Favoritenstatus wie erwartet an St. Pauli (kleiner Zusatzverweis an die Spielberechtigungsregelung, die erlaubt, dass jemand, der in der Bundesliga in Runde 1+2 gespielt hat, in der Landesliga Runde 2 spielen durfte, an diesem Wochenende stand keine Bundesligarunde an, dem Spielplan sei Dank).
Das war in den Partien dann eigentlich nicht zu erkennen, eher im Gegenteil. Fabian und Christian standen schnell gut bis klar auf Gewinn (Fabian brachte uns sogar noch vor Zug 20 mit Schwarz in Führung), furchtbar sah es da sonst eigentlich noch nirgendwo aus. Bedenklich waren höchstens Karins gewohntes Chaos (wobei das vielleicht zwischenzeitlich auch objektiv gut war) und meine missratene Partie (zu viel Zeitverbrauch sich an Dinge zu erinnern um sie dann doch zu verwechseln).
Irgendwann kippte es dann zu unseren Ungunsten. Bei Michael kamen erst ein Bauer und später die gesamte Partie abhanden, Karins Chaos wurde ein bisschen zu luftig und ich stellte schlichtweg eine Figur weg. Unterdessen unterlief Christian ein Versehen, das ihn einen seiner beiden klaren Mehrbauern kostete, der übrig gebliebene erwies sich dann als nicht mehr ausreichend um das Turmendspiel zu gewinnen.
Die weiteren Partien endeten mehr oder weniger ereignisreich remis. Macht im Endeffekt ein 3:5, in dem viel mehr drin war.
Im Anschluss waren die meisten von uns dann noch kurz auf dem Dom, wo Markus sich dann sogleich auch einen neuen Rekord im Glas-Irrgarten holte.
Nach nun zwei Auswärtsniederlagen gegen die beiden nominell stärksten Mannschaften der Liga ist der leise Traum vielleicht auch wieder ein Stockwerk höher anzuklopfen nach nur 2 von 9 Runden eigentlich bereits beendet (dem Spielplan sei Dank). Es geht nun also vor allem darum fröhlich gemeinschaftlich ein wenig Schach zu spielen, persönliche Schadensbegrenzung zu betreiben (ich habe jetzt diese Saison schon so oft verloren wie in den vergangenen beiden Saisons zusammen) und die nötigen Punkte zu holen am Ende nicht noch nach unten gucken zu müssen. Weiter geht es dann am 01.12. gegen Barmbek.
Neben dem schachlichen ist auch das Kuriositätenkabinett außerhalb des Schachs um eine Erfahrung reicher. So konnte man im Zwischengang des Spielorts ein fragwürdiges Plakat „bewundern“, dessen Inhalt im Wesentlichen darin besteht kriminelle Anhänger aufzuklären, wie man es der Polizei (bei Hausdurchsuchungen) möglichst schwierig macht. Und nein, das ist leider kein Witz.
Eine kurze Recherche hat ergeben, dass das Plakat immerhin nicht von St. Pauli selbst stammt. Trotzdem ist es ein wenig traurig, dass so ein Plakat dort offen hängt und die Ersteller ihre Briefpost über eine Stelle beziehen, die bei St. Pauli verlinkt ist und scheinbar auch staatlich gefördert wird. Damit aber hier vorerst genug davon, wobei ich doch zugeben muss, dass ich schon ein bisschen gespannt bin, ob es Nachschlag gibt, wenn wir später in der Saison erneut Auswärtskampf bei St. Pauli haben (dem Spielplan sei Dank).