Spielbericht Jugendlandesliga Dio-SKJE

Aaron hat einen Bericht für den Jugendlandesligakampf gegen den SKJE geschrieben:

Jugendlandesliga: Mega-Comeback sichert Aufstiegschance

25.03.2018, 15:03 Uhr: Wow war das ein Wahnsinnsende eines schon verloren geglaubten Mannschaftskampfs, und das ausgerechnet gegen den haushohen Favoriten aus Eppendorf! Freude und Erleichterung sind gar keine Ausdrücke für unseren Gefühlszustand nach diesem knapp 4-stündigen, wortwörtlichen, Kampf. Aber mal von Anfang an…

Am vergangenen Sonntag spielte unsere erste Jugendmannschaft in Hamburg höchster Spielklasse gegen die erste Mannschaft des SKJE. Die Ausgangslage war klar: Wollten wir unsere Aufstiegsambitionen weiterhin verfolgen musste ein Sieg gegen den nominell im Schnitt 200 DWZ Punkte stärkeren Gegner her. Leider konnten wir nicht in Bestbesetzung antreten, was ich ziemlich schade finde da wir zu den drei besten Teams der Liga zählen und wir uns berechtigte Hoffnungen auf den Aufstieg in die Jugendbundesliga machen dürfen. Natürlich kann es mal vorkommen, dass etwas dazwischenkommt oder man gesundheitlich angeschlagen ist. Dass man dann jedoch mehr als zehn Absagen bekommt und Spieler aus der dritten Jugendmannschaft, die wohlgemerkt nur in der Bezirksliga spielt, nachnominieren muss ist schon erschreckend. Ein großes Dankeschön möchte ich an dieser Stelle Torben und Jeanette aussprechen, die es trotz dieser Widrigkeiten hinbekommen haben eine Mannschaft aufzustellen.

Die erste Hiobsbotschaft gab es dann jedoch schon vor dem Kampf, da Leon, unser nominelles Brett 2, seine Endrundengrippe noch nicht überstanden hatte und wir somit in Unterzahl mit nur drei etatmäßigen Spielern antreten mussten. Uns gegenüber stand der Topfavorit der lediglich an einem der hinteren Brettern wechseln musste aber ansonsten in voller Stärke antrat, ein schwieriges Unterfangen.

Pünktlich um 11:23 Uhr ging es dann los am MCG … und war nach einer Stunde für Tom auch schon wieder zu Ende, der seinem Gegner wie in den Runden zuvor auch nicht den Hauch einer Chance lies. Er steht nun bei guten 3/3, wobei in der nächsten Runde in zwei Wochen der Königsspringer Jakob Pfreundt wartet, wohl endlich ein Gegner von seinem Kaliber.

  1. Keyser (1994) – Woelk (2098) JLL 2018

Keyser-Woelk

Schwarz am Zug gewinnt

In dessen Abwesenheit verlor Tabellenführer Königsspringer überraschend gegen das Tabellenschlusslicht HSK2, die große Chance also für uns vorbeizuziehen.

Meine Partie mit Schwarz gegen Leonard Killgus, noch bekannt aus Jugendjahren, verlief derweil wie vorbereitet eher ruhig. Dabei sehr geholfen hat mir die Partieanalyse von Markus aus dem HSK Open 2016 gegen Niclas Huschenbeth, da zu erwarten war, dass auf mein Französisch die Tarrasch-Variante folgen würde.

Hier könnt ihr euch seine Partie in der Analyse anschaue:

https://www.youtube.com/watch?v=Qw-Mu6xIxrU

Abgewichen wurde erst im 16. Zug als an Stelle des aktiveren Lxh7+, Se2 folgte und ich den Angebotenen Damentausch annahm, wohl die falsche Entscheidung, wenn ich weiterhin auf Gewinn spielen wollte. Es folgte ein etwas maues herumgeschiebe, in dem keine der beiden Parteien etwas für den Sieg tat (oder es einfach nicht besser wusste).

An den anderen Brettern war zu dem Zeitpunkt noch alles offen, auch die jüngeren, die das erste Mal in der Landesliga spielten, hielten zu dem Zeitpunkt noch gut mit.

Nach knapp 2 Stunden gab es dann erste Tendenzen als Albert an Position 7 ein klar verlorenes Dame + Turm Endspiel auf dem Brett hatte. Die Partie gedanklich schon abgeschrieben, konnten sowohl ich als auch die anderen Beobachter ihren Augen nicht trauen, als sich Alberts Gegner tatsächlich einzügig Matt setzen ließ. Dass dieser die Partie dominierte und bis auf diesen Patzer keinen Zweifel aufkommen ließ diese auch zu gewinnen, geschenkt. Trotzdem ist so ein Fehler auf dem Niveau eher selten, da die Leistungsdichte in der Landesliga doch schon eher hoch ist.

Sein älterer Bruder Johann hatte mit Weiß an Brett 4 einen wahren Schlagabtausch mit seinem Gegner mit offenen Königsstellungen und weißem Bauer auf h7, und das schon kurz nach der Eröffnung; Ausgang jedoch trotzdem noch ungewiss. An den Brettern 5 und 8 mussten unsere jungen Nachrücker Friedrich und Tom gegen deutlich stärkere Gegner dann doch Federn lassen und verloren ihre Partien nach etwa 2 1/2 Stunden. Natürlich überhaupt nicht schlimm und gut für ihre schachliche Entwicklung, schon einmal Landesliga Luft geschnuppert zu haben.

Somit brauchten wir aus den verbleibenden drei Partien noch mindestens zwei Siege und ein Remis für den Mannschaftssieg. Beim Betrachten der beiden übrigen Partien schien es so, als wenn nicht mal mehr einen Sieg drin wäre. Johann stand in späterer Engine Betrachtung sogar 6 Punkte schlechter als sein Gegner, womit er wohl selber nicht mehr mit etwas Zählbaren rechnen konnte. In der anderen Partie stand Bryan zwar recht solide, konnte gegen seinen Mannschaftskampferfahrenen Gegner keinen Druck ausüben. Somit entschied ich in Absprache mit Tom meinem Gegner Remis anzubieten, da die Stellung nichts mehr hergab und wir den Kampf gedanklich schon abschenkten. Aber auch die Engine sah das ähnlich und gab später totalen Ausgleich an.

Als mein Gegner dann jedoch ablehnte mit der Begründung, er wolle noch ein wenig weiterspielen, wunderte nicht nur ich mich, sondern auch der Mannschaftsführer der SKJEler. Denn diese Entscheidung machte sowohl Mannschaftskampf- als auch Stellungstechnisch überhaupt keinen Sinn, da sie so den Kampf so gut wie gewonnen hätten. Die Quittung dafür gab es dann etwas später…

Die letzte halbe Stunde des Kampfes ist dann wirklich nicht in Worte zu fassen. Zunächst schaffte es Bryan durch zwei Motive die wir vorher im Training behandelt hatten seinen Gegner zu bezwingen. Schön wenn es sich dann doch auszahlt die Jungs jede Woche damit zu quälen. Bryan war sowieso einer der ganz großen Gewinner dieses Tages da er es trotz kurzfristigem Einsatz und vorherigem Kirchenbesuchs nebst halbstündiger Verspätung überhaupt noch zum Kampf schaffte. Ansonsten spielte er eine blitzsaubere Partie mit weiß gegen Najdorf die ich in dieser stärke von ihm nicht erwartet hätte. Dass er in letzter Zeit immer häufiger bei den Senioren in der 4. Mannschaft aushilft scheint sich wohl auszuzahlen, Chapeau!

Die Partie von Johann spielte sich genau rechts von mir ab, weswegen ich dann doch immer öfters hinüberschaute, da sein Gegner im Bewusstsein des vorigen Ergebnisses merklich immer nervöser wurde, trotz der deutlich besseren Stellung. Als beide dann noch in Zeitnot gerieten und Johann trotzdem kühlen Kopf behielt war es nur noch eine Frage der Zeit bis sein Gegner einen Fehler machte. Dieser folgte dann auch auf dem Fuße, wodurch Johann durch eine Springergabel die Dame und somit die Partie gewann.

Etwas schade, dass meine eigene Partie noch lief, sodass ich meiner Freude noch nicht richtig Ausdruck verleihen konnte. Aber praktisch zeitgleich gelang es mir in ein gewonnenes Turmendspiel abzuwickeln und dieses für mich zu entscheiden. Wie man jedoch nach einem abgelehnten Remisangebot weiterhin so passiv und siegesmüde weiterspielen kann ist mir dann doch ein Rätsel, aber sei es drum.

Danach war dann natürlich bei Tom, Johann und mir kein Halten mehr ob dieser großen Überraschung. Die Enttäuschung auf Gegnerseite war sichtlich groß, da niemand mehr mit so einem Endspurt rechnete, mich eingeschlossen.

Nun ist ein Aufstieg, den ich mir noch mal als großes persönliches Ziel in meinem letzten Jugendjahr gesetzt habe, in greifbare Nähe gerückt und es liegt an uns diese überragende Leistung vom Sonntag in den letzten beiden verbliebenden Kämpfen zu veredeln. Mit 2 Mannschaftspunkten Vorsprung und machbaren Aufgaben vor der Brust sollte das mit der ein oder anderen Verstärkung machbar sein. Hoffentlich fallen nicht wieder alle Sportturniere Hamburgs, Grippewellen oder Kirchenbesuche auf diesen einen Sonntagvormittag…

Spielbericht SKJE Dio

Die Tabelle nach 3 von 5 Spielrunden:

Tabelle Jugendlandesliga

p.s. Ich wünsche allen Diogenesen schöne Feiertage und ein frohes Osterfest und hoffe, dass euch mein erster Bericht gefallen hat. Ich würde mich über eine Rückmeldung freuen,

Aaron